zu "Niederrheiner - doch nicht nur"

 

 

Ich bin

als Individuum, als Ich -

einmalig, einzigartig -

ein unteilbares Ganzes,

und bin zugleich

ein Teil in einem Wir - als Ganzes

 

Und dieses Wir - als Ganzes

ist wiederum ein Teil

in einem größeren Wir.

 

Alles ist Teil und Ganzes;

ein unterteiltes Ganzes

und auch zugleich ein Teil,

gefügt mit anderen Teilen

zu einem größeren Ganzen,

einmalig, einzigartig -

noch mehr, noch etwas Anderes

als alle seine Teile.

 

Gibt es einmal ein Ganzes,

das nur noch Ganzes ist,

nicht auch ein Teil

in einem größeren Ganzen

 

andere Fassung.

 

 

Sind wir ein Teil, ein Ganzes?

Vielleicht sind wir ja beides:

als Einzelne(r) - einmalig, einzigartig -

als Individuum ein Ganzes

und als ein Ich zugleich ein Teil im Wir.

 

Und dieses Wir, ist es ein Teil, ein Ganzes?

Vielleicht ist es ja beides:

ein Ganzes und zugleich ein Teil

in einem größ'ren Wir.

 

Seh'n wir - als Ganzes oder Teil -

ein Ganzes oder Teile?

Vielleicht seh'n wir ja beides:

ein unter-teiltes Ganzes und

auch einen Teil im Ganzen?

 

Wir sind vielleicht ja nur ein Teil.

Wir seh'n vieleicht nur einen Teil.

Jedoch, der Teil, der muss ein Ganzes sein,

in dem die Teile, gleich-gewichtig

durch Aus-gleich sich er-gänzen.

 

 

Kommentar:

 

Pythagoras. Teile das Ganze, ...

 

Individuum heißt ja im Lateinischen wörtlich Ungeteiltes, Unteilbares.

Das Wort gab es ursprünglich im Lateinischen gar nicht.

Es musste erst durch Übersetzung aus dem Griechischen neu errschaffen werden.

 

Doch sind wir denn als Individuen wirklich ein unteilbares, ungeteiltes Ganzes?

Unser Körper setzt sich ja aus Organen zusammen, die Organe aus Zellverbänden, die Zellverbände aus einzelnen Zellen.

Und auch diese Einzelzellen sind ja nicht unteilbar.

Sie teilen sich, um sich zu erneuern. Die normale Ein-und Unterordnung des Teils in und unter das Ganze zeigt sich dann darin,

dass einer dieser verdoppelten Einzel dann bereit ist, zu sterben, freiwillig Selbstmord begeht, damit der Zellverband als Ganzes weiterleben kann.

Doch eine Einzelzelle kann sich - das habe ich ja anhand meines Prostatakrebses selbst erlebt - gegen diese Ein- und Unterordnung rebellieren. Dann leben beide Zellen weiter, die alte und die junge.

Dann wuchert das Organ, kann nicht mehr weiterleben. Und schließlich stirbt das Individuum, das scheinbar unteilbare Ganze.

 

Übrigend wird ja "unser" Körper nicht nur von "unseren" Zellen als Teilen besiedelt und bewohnt.

Wir teilen ihn mit unzähligen "fremden" Bewohnern - Bakterien und Viren - die sich manchmal, wie die Krebszellen, auch nicht ein- und unterordnen.

 

Erkrankt auch eine Gesellschaft, wenn zu viele ihrer Mit-glieder nicht bereit sind, sich in sie einzuordnen,

vielleicht weil sie glauben, in ihr nicht mehr gut aufgehoben zu sein?

Besonders schädlich scheint es jedoch zu sein, wenn nicht zu viele, sondern nur wenige Herausgehobene, die Macht- und Geldelite einer Nation sich nicht mehr um das Wohl des Ganzen kümmert, sondern abgehoben-überheblich ihrem Eigennutz frönt.. Ein Fisch stinkt bekanntlich am Kopf zuerst. Beispiele gibt es ja genug:

russische Oligarchen und griechische Reeder, die sich nur für  ihre Luxusvillen in London, St- Moritz und am Tegernsee interessieren, denen Russland und Griechenlan völlig egal sind,

Großgrundbesitzer, die nur ab und zu die Pacht kassieren.

 

Diese Verschachtelung von Teil und Ganzes, dieses Aufgehoben-Sein der Teile im Ganzen, hat ja sehr klar und überzeugend Ken Wilber beschrieben:

Ein Ganzes setzt sich immer aus Teilen zusammen

und ist zugleich ein Teil unter Teilen in einem größeren Ganzen.

Die Teile sind im Ganzen aufgehoben - in der dreifachen Bedeutung dieses Wortes im Deutschen:

Ein Teil muss sich in das Ganze einordnen, ihm unterordnen

und das Ganze darf nicht sinnlos seine Teile opfern

(darf z.b als Nation nicht seine Bürger massenhaft als Kanonenfutter verheizen, wie Frankreich und Deutschland im ersten Weltkrieg)

 

Ein Beispiel sollte sich vielleicht jedes Ganze an Gott, dem höchsten Ganzen nehmen.

 

Zitat von Elif Shafak

 

Vielleicht ist ja ein schönes Beispiel dafür, wie sich ein Teil in das übergeordnete Ganze einordnet, das Verhältnis von Sprecher/Sprechen zur Sprache.

Jeder Einzelne hat ja seine eigene Sprechweise.

(Jeder hat auch seinen eigen Schreibstil.)

Und jeder spricht im Rahmen, den die Sprache vorgibt, durch ihren Wortschatz, ihre Grammatik.

(Und jeder schreibt nach den Regeln, die die Rechtschreibung als richtig, als verbindlich vorgibt.)

 

 

Publiziert am: Freitag, 17. Mai 2024 (49 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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