Am Ufer
Ich stehe nun am Ufer
des Meeres der Unendlichkeit,
vor mir kein neues Land mehr -
nur Wasser, weit und breit.
Liegt dort noch eine Insel -
ich kann sie nur nicht seh'n?
Das muss ich mich nicht fragen,
kann ja nicht zu ihr geh'n.
Könnt' mich ein Boot denn bringen
zu dieser Insel hin?
Die gibt 's ja vielleicht gar nicht.
Das macht doch keinen Sinn.
So stehe ich am Ufer
und schaue auf das Meer,
bin glücklich, dass ich hier
kein anderes Land begehr'.
Und
Wenn auch Kolumbus so gedacht hätte (allerdings am Atlantik, einem begrenzten Meer, nicht am Meer der Unendlichkeit),
dann wär' Amerika gar nicht entdeckt worden - die Neue Welt, ein ganzer Kontinent, viel mehr als eine Insel.
Die Inkas und Azteken hätten sich gewiss gefreut.
Doch wäre das für uns, uns in der Alten Welt, nicht schade?
Es macht manchmal auch durchaus Sinn, nach neuem Land zu suchen, nach einem anderen Ufer - jenseits des Meeres.
(Wobei Kolumbus ja bekanntlich gar kein neues Land suchte, sondern nur einen neuen Weg in altbekannte Länder.)
Vielleicht passt beides ja zusammen:
Im Endlichen such' weiter, immer weiter!
Und am Unendlichen bleib' einfach steh'n!
Du musst nicht, kannst auch gar nicht weiter geh'n.
Kommentar:
Doch ist denn der Atlantik
tatsächlich ein begrenztes Meer?
Es gibt ja nur ein einziges Meer -
das eine, grenzenlose Meer.
Durch Namen trennen wir
es in begrenzte Teile auf -
in den Atlantik, den Pazifik,
in Nordsee, Ostsee, Mittelmeer.
Doch auch als der Atlantik, der Pazifik,
als Nordsee, Ostsee, Mittelmeer
bleibt es das eine, ungetrennte
unteilbar grenzenlose Meer.
Publiziert am: Freitag, 26. April 2024 (107 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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