Kleinkind-Unschuld
Ein kleines Kind, das lebt noch in Ek-stase.
Es ist noch Welt, es steht noch außer sich,
schwingt freudvoll noch im Tanz der Einheit mit,
vom Ganzen noch nicht abgetrennt als Ich,
als überheblich aufgeblähte Selbstbild-Blase.
Es unterscheidet noch nicht zwischen Welt und sich,
spricht von sich selbst als Ellen oder Erich,
sagt noch nicht "ich" und kennt auch kein "für mich".
Zu solcher Unschuld führt der Weg zurück.
Denn nur im Außer-Sich-Sein finden wir das Glück.
Kommentar:
Man brachte auch kleine Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte.
Als die Jünger das sahen, wiesen sie die Leute schroff ab.
Jesus aber rief sie zu sich und sagte:
"Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran!
Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind,
der wird nicht hineinkommen."
(Lk 18, 15-17)
Nicht wahr, nicht wirklich ist,
das falsche Ich, das "ich" sagt.
Es hat sich selbst für sich erfunden.
In ihm verliert sich, geht im Wahn verloren,
das wahre Ich, das noch nicht "ich" sagt.
Das Ich, das "ich" sagt, muss erst sterben,
bevor das Ich, das noch nicht "ich" sagt,
befreit zu sich zurückgeh'n,
sich wieder finden kann.
Im Tod und nach dem Tod geschieht das sowieso -
von selbst, dafür muss ich nicht sorgen.
Doch sorgen muss ich selbst dafür,
dass das schon vor dem Tod geschieht,
dass ich schon vor dem Sterben sterbe.
Publiziert am: Montag, 12. Juni 2023 (193 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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