Der Weltenretter und der Lebenslüstling
Du sagst: "Wir müssen doch verzichten.
Wir können uns nicht länger Raubbau leisten.
Das Motto 'einfach weiter so` wird unsere Welt vernichten.
Dem folgen zwar nicht alle, doch die meisten.
Wir werden untergehen, wenn wir so weitermachen.
Das hat die Wissenschaft doch klar bewiesen.
Wer das belächelt, hat schon bald nichts mehr zu lachen.
Es gibt zu viele, die das immer noch nicht glauben,
die stur und stumpf ihrer Gewohnheit folgen
und ihren Kindern dadurch ihre Zukunft rauben.
Wie kann man denn noch unbekümmert fliegen!
Es ist doch heut' für jeden erste Pflicht,
den Feind der Erderwärmung zu besiegen.
Ein Massenmord ist ja nicht nur,
wenn Massen Opfer sind, getötet werden.
Ein Massenmord ist auch, wenn Massen Täter sind, gemeinsam töten,
zusammen wirkend Ursache von Artensterben,
von Wirbelstürmen, Pandemien und Hungersnöten.
Auch als Mit-Läufer bist du ein Mit-Täter.
Sag später nicht: "Das hab ich nicht gewollt, auch nicht gewusst." -
so wie Mit-Schuld an Nazi-Gräueln leugneten die Väter!
Dich zwingt nicht fremde Macht, nur eigene Gier und Lust."
Ja, das ist alles richtig,
und:
",Verzichte´ du darauf, dass wir verzichten müssen!
Spiel' doch nicht anmaßend das Weltgericht!
Lass lustvoll uns den Mund der Freiheit küssen!
Glücklich zu sein, ist unsere erste Pflicht.
Genuss-Verbot vergiftet nur, es rettet nicht,
macht uns verkrampft, verhärtet und verbissen.
Nicht heilsam ist erzwungener Verzicht.
Ein innerer Kampf bleibt, was wir soll'n und müssen.
Nur freie Einsicht lässt uns kampflos sein,
lässt uns in Eintracht friedvoll etwas tun.
Wenn unser Taten-Wille herrscht in uns allein,
können wir tätig sein und dabei in uns ruh'n."
Ein Seminar mit Rudolf Steiner, dem berühmten Lehrer, dem verehrten "Meister".
Gemeinsames Mittagessen in der Pause.
Jeder weiß, dass "der Doktor" Vegetarier ist.
Als sie an der Reihe sind, etwas zu bestellen, kämpfen einige mit sich.
Sie würden gerne ja ein Fleischgericht bestellen.
Doch jetzt, wo Rudolf Steiner mit am Tisch sitzt, geht das ja nicht.
Was würde er denn dann von ihnen halten.
Als "der Doktor" an der Reihe ist, bestellt er sich ein Schnitzel
und sagt: "Fleisch denken ist schädlicher als Fleisch essen."
(frei nach einer Anekdote)
Und die Moral von der Geschicht' :
Schad' notlos nicht der Welt,
und schad' auch deiner Seele nicht!
Die Welt, die raub' nicht aus!
Zwing' dich nicht zum Verzicht!
Das Universum liebt ja Welt und Seele.
Für beide scheint dasselbe Gotteslicht.
Kommentar:
Was das denn heißt?
Das weiß ich nicht.
Das kannst nur du allein
nur für dich selber wissen.
Das Folgende, das wäre
nur eine Möglichkeit von vielen:
"Erst wenn wir selber einsehen,
dass wir nicht im Dezember Erdbeeren brauchen,
(aus dem globalen Süden eingeflogen)
dass Flüge von zwölf Stunden uns nur schlauchen;
dass es uns gut tut, statt zu fahren mehr zu laufen,
dass es nicht nötig ist, aus Chile Wein zu kaufen;
wenn wir gar keine Lust mehr haben, Fleisch zu essen
von Rindern, die die Luft durch Pupsen mit Methan verpesten,
wenn etwas Schädliches zu tun wir schlicht vergessen;
wenn wir das Klimaschädliche gar nicht mehr wollen,
weil es auch für uns selber schädlich ist,
dann geht es nicht mehr um Nicht-Dürfen, Müssen oder Sollen.
Doch was wir wünschen, können wir auch wagen,
so dass wir dankbar jeden neuen Tag begrüßen.
Das Leben müssen wir nicht um Erlaubnis fragen.
"Auch in euch will ich, will auch durch euch fließen."
Das würd' es uns auf unsere Frage sagen.
Dass wir, was wir noch wünschen, uns versagen,
wünscht sich von uns das Universum nicht,
das nicht das scheinbar Gute abtrennt von dem Bösen,
für alle scheinen lässt dasselbe Sonnenlicht.
Es sagt ja nicht: "Das darf es gar nicht geben."
Es will, dass alles so ist, wie es ist,
lässt alles seinen Eigenwillen leben,
auch das, worauf du zornig, wütend bist.
In unseren Wünschen wünscht sich selbst das eine Sein.
Es lässt durch unseren Willen seinen fließen.
Der fordert nicht, doch lädt er dazu ein,
dass wir das Jetzt mit Dankbarkeit genießen.
Leb' deine Wünsche aus, leb' sie zu Ende!
Nur eine reife Frucht, die fällt vom Baum.
Nur wenn das Äusserste erreicht ist, kommt die Wende.
Erst dann kannst du erwachen aus dem Traum.
Dann lassen wir, was schädlich ist, von selber sein,
weil wir im Überfluss nicht noch mehr davon wollen.
In eine volle Tasse geht ja nichts mehr rein.
Wir sind jetzt frei vom Müssen und vom Sollen.
Nur wer genug hat, will nicht immer mehr.
Der satte Löwe, der jagt keine Beute.
Nur, wessen Haus zu voll ist, macht es wieder leer.
Nur, wer genug hat, der lebt hier und heute.
Das Universum will, dass wir nicht seinen Spaß verpassen,
nur weil wir daraus etwas Ernstes machen.
Es will, dass wir es grundlos in uns spielen lassen,
will in uns, durch uns, mit uns lachen.
Du wirst kein Engel - wunschlos glücklich - werden,
wenn du nicht siehst, dass du noch keiner bist.
Du lebst noch nicht im Himmel, du lebst hier auf Erden.
Und heilsam ist, dass du das nicht vergisst.
Wer sie sich selbst versagt, sie sich verbieten lässt,
wird dadurch nicht von seinen Wünschen frei.
Verzicht würd' nur noch stärker an sie binden.
Das Leben will, dass alles Fülle sei.
Und Fülle kann es nur in der Erfüllung finden."
Vielleicht wählst du ja anders.
Bei jeder Wahl jedoch sei dir bewusst:
Du wählst auch gegen, nicht nur für.
Und immer zahlst du einen Preis,
zahlst den, den du für niedriger hältst.
Doch einen Preis, den musst du niemals zahlen:
dass du dir schadest mit dem Geistesgift des Hasses.
Wenn dir das Wohl der Welt ist höchster Wert,
verurteile nicht lieblos-selbstgerecht den Anderen, der
das Glücksgefühl der Fülle höher schätzt!
Und wenn für dich die Lebenslust am meisten zählt,
belächle doch nicht leichtfertig den Anderen,
der sich mit ernsten Sorgen um die Welt belastet!
Publiziert am: Mittwoch, 25. Januar 2023 (266 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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