Das Lied des Bodhisattva


 

Nicht nur die Engel sind uns Helfer auf dem Weg zurück.

Wir werden auch begleitet und geführt

von Bodhisattvas, Menschen, die im Lauf der Zeiten,

so hoch gestiegen, weit gekommen sind,

dass sie sofort gelangen könnten ins Nirvana,

die ewige Heimat, frei vom Zwang der Zeit.

Als erste könnten sie das goldene Tor durchschreiten.

Jedoch von Mitgefühl erfüllt verzichten sie darauf.

Sie leiten vorher jeden an sein Ziel,

geduldig wartend, bis auch alle anderen

auf ihrer Stufe angekommen sind.

Sie lassen alle vor und gehen erst als letzte

durch die so lang erstrebte Himmelspforte.

 




 

Das folgende Gedicht von Else Lasker-Schüler könnte auch  "Das Lied des Bodhisattva" heißen:


 

Ich suche allerlanden eine Stadt,

die einen Engel vor der Pforte hat.

Ich trage seinen großen Flügel

gebrochen schwer am Schulterblatt

und in der Stirne seinen Stern als Siegel.


 

Und wandle immer in die Nacht...

Ich habe Liebe in die Welt gebracht,

dass blau zu blühen jedes Herz vermag,

und hab ein Leben müde mich gewacht,

in Gott gehüllt den dunklen Atemschlag.


 

O Gott, schließ um mich deinen Mantel fest!

Ich weiß, ich bin im Kugelglas der Rest,

und wenn der letzte Mensch die Welt vergießt,

du mich nicht wieder aus der Allmacht lässt,

und sich ein neuer Erdball um mich schließt.

 

(Gebet)

 


 

 

Du sagst, du seist kein Bodhisattva.

Dir sei auch keiner je begegnet.

Wer weiß, vielleicht ist jeder Mensch

manchmal ein Bodhisattva. 

Publiziert am: Freitag, 12. Februar 2021 (812 mal gelesen)
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