von Adlern, Geiern, Löwen und Schakalen
Es heißen viele Restaurants "Zum goldenen Lamm".
Dabei träumt man von solchen Tieren nur im Schlaf.
Obwohl es doch recht viele davon wirklich gibt,
heißt nicht ein einziges Lokal "Zum schwarzen Schaf".
Ein häufiger Name ist "Zum schwarzen Adler".
Selbst Doppeladler sind durchaus bekannt.
Doch nirgends findet man "Zum schwarzen Geier",
und auch den Doppelgeier nicht im ganzen Land.
Und nirgendwo liest man "Zum weißen Hai".
"Zum schwarzen Ferkel" kann man hier und da erleben.
Auch an "Forellenstübchen" fährt man oft vorbei.
Doch "Zur Corona-Fledermaus" wird 's wohl nie geben.
Als Wappentier wird oft gewählt der Löwe.
Doch kein Verein nimmt dafür den Schakal.
Die Ratten, die sind gleichfalls nicht beliebt.
Und auch Hyänen zieren keinen Club-Pokal.
Was man von Tieren hält, ist recht verschieden.
Ein Teil wird hoch gerühmt, ist gern gesehen;
ein anderer ist berüchtigt, wird gemieden.
Den Grund dafür kann man auch leicht verstehen.
Doch dieses Bild, ist es denn auch gerecht?
Ist es nicht Spiegel eng begrenzter Menschensicht?
Für die Natur sind alle Tiere gleich viel wert.
Nützlich und schädlich, gut und böse gibt es nicht.
Kommentar:
Tiere aus Menschensicht
In Rom, wo sie mal Romulus und Remus säugte,
streift keine Wölfin mehr über die sieben Hügel.
Und keine Bärin ist gebärend in Berlin.
Auch keine Adler breiten dort aus ihre Flügel.
Muss denn auch Wolf und Bär durch Wälder laufen,
wo Menschen joggen und spazieren geh'n,
weil das so war in längst vergang' nen Zeiten.
Das kann und will ich nicht versteh'n.
Auch Beutegreifer brauchen Nahrung so wie jedes Tier.
Sie müssen dafür nun mal andere Tiere jagen.
Doch müssen sie das unbedingt auch hier.
Das muss man doch auch heute noch zu fragen wagen.
Müssen denn stadtnah wohlgeschützte Wölfe schweifen,
die ungeschützte Schafe auf der Wiese reißen?
Und ist verrückt nicht der, der ist entzückt,
von Tauben, die laut gurrend uns bescheißen?
In Österreich fängt man jetzt Wölfe ein
und bringt sie dann zurück in menschenarme Weiten.
Das ist vernünftig, da gehör'n sie hin.
In Putins Reich kann ja der Leitwolf gern sein Rudel leiten.
Publiziert am: Donnerstag, 16. Juli 2020 (951 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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