Rapunzel und der Lindwurm


 

Die Zeilen, die nun folgen,

erzählen von zwei Wesen:

Die gehen keinen Weg,

verharren, wo sie sind.

Nicht durch Er-Fahren wachsend,

sich auf dem Weg bereichernd,

erstarren sie im Still-Stand -

so bleibend, wie sie sind.

 

 



 

Der Lindwurm haust in einem Turm

gemeinsam mit Rapunzel.

Sie leben dort fast ohne Licht

mit nur ner schwachen Funzel.

 

Rapunzel sagt: „Ich bin es leid,

ich will weg von hier geh’n.“

Der Lindwurm aber gähnt nur lang

und sagt: „Wir werden seh’n.“
 

Rapunzel sagt: „Ich trau mich nicht

alleine in die Welt.

Ich habe Angst, fühl’ mich dort fremd,

und hab’ ja auch kein Geld.“

 

Der Lindwurm aber gähnt nur lang

und sagt: „Hier ist ’s doch schön.

Ich weiß ja nicht, ob es sich lohnt,

raus in die Welt zu geh’n.“

 

Sie hausen immer noch im Turm,

zu zweit, fast ohne Licht.

Rapunzel traut sich nicht allein.

Der Lindwurm will gar nicht.

 

 

 

 

Kommentar:
 

Rapunzel, die ist feige.

Der Lindwurm, der ist faul.

Leb' nicht so wie Rapunzel!

Leb' nicht so wie der Lindwurm!

 

Sei weder faul noch feige!

Sei mut-voll wirkend in der Welt -

für Andere und auch für dich,

für dich und auch für Andere!

 

 

Jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt.

Manchmal - wenn die Umstände günstig sind - ergibt der sich fast von alleine, geschieht fast von selbst.

Und meistens - unter weniger glücklichen Bedingungen - muss man sich zu diesem Schritt entscheiden, manchmal sogar etwas in sich überwinden.

Und manchmal muss man diesen ersten Schritt alleine machen, weil der Andere nicht mit-geht.

Doch bin ich wirklich, bleibe ich wirklich allein auf meinem Weg?

 

 


 

Publiziert am: Montag, 23. März 2020 (1021 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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