nur, wenn es die Welt nicht gibt

 

Was wirklich ist, das wirkt,

das ist auch wichtig.

Nur das, was es nicht gibt,

das ist bedeutungslos.
 

 

Die Welt, die wirklich ist,

die bietet Widerstand.

Die Welt, die wirkt,

die wirkt mir auch entgegen,

die schränkt mein Wirken ein.

Nur in der Welt,

die es nicht gibt,

kann ich frei wirken.
 

 

Die Welt, die für mich wirklich ist,

ist für mich ein Gefängnis.

Ich kann ihr nicht entkommen,

ich komm aus ihr nicht raus.

Nur das, was es nicht gibt,

das kann ich auch verlassen.

Es lässt mich frei,

hält mich nicht fest,

bindet mich nicht an sich.


Die Welt ist nur ein Traum.

Solang' ich schlafe,

ist er wirklich,

ist sie wichtig,

bin ich in ihm gefangen.

Erst wenn ich aufwach',

kann ich seh'n,

dass er nicht wirklich ist,

dass sie nicht wichtig ist,

dass ihre Mauern mich nicht hindern.

 

 



 

 

 

 

Kommentar:

 

Im Film „Matrix“ sieht Neo, der dazu auserwählt ist, die Menschheit von der Tyrannei der Maschinen zu befreien, wie ein kleines Kind eine Blume verbiegt, ohne seine Hände zu benutzen, einfach dadurch, dass es sie anschaut. Neo versucht, mit Aufbieten aller Willenskraft dasselbe zu erreichen, aber es gelingt ihm nicht. Das Kind bemerkt seine vergeblichen Bemühungen, und es entwickelt sich folgender Dialog:

Junge: "Versuch nicht, den Löffel zu verbiegen, das ist nämlich nicht möglich! Versuch dir statt dessen einfach die Wahrheit vorzustellen!"
Neo: "Welche Wahrheit?"
Junge: "Den Löffel gibt es nicht."
Neo: "Den Löffel gibt es nicht?"
Junge: "Dann wirst du sehen, dass nicht der Löffel sich biegt, sondern du selbst."





Nur wenn ich weiß, dass es die Welt nicht gibt, dass sie gar nicht da ist, nie da war, kann ich in ihr frei wirken, ohne Widerstand, Anstrengung, Kampf und Krampf.
 

Die Welt, sie ist nur schön,

lädt dazu ein, in ihr freudvoll zu leben,

wenn es sie nicht gibt.

Dass es die Welt nicht gibt,

das ist kein Grund,

sich aus der Welt zurückzuziehen,

erleichtert, dass man das jetzt kann,

man nicht mehr in ihr leben muss.

Dass es die Welt nicht gibt,

das ist ein Grund,

freudig noch mehr in ihr zu leben,

in ihr mit Leichtigkeit zu handeln,

froh darüber, dass man das jetzt kann,

man nicht mehr in ihr kämpfen muss.

 

Dass es die Welt nicht gibt, heißt nicht,

dass es sich nicht mehr lohnt, in ihr zu leben.

 

Dass es die Welt nicht gibt, bedeutet,

dass es sich noch mehr lohnt, in ihr zu leben.


Wenn es alles nicht gibt,

ist alles gut, was es gibt.






 

 

Ein Brunnen ohne Wasser

 

 

Ein Brunnen ohne Wasser, gebohrt von niemandem -

Und ein Mann, ohne Gewicht und Form,

trinkt aus ihm.

 

Keine Wände, kein Dach.

Mein Haus wird nicht nass.

Kein Sturm zerstört es.

 

 

Oh Weide, tiefgrün, oh Blume, leuchtend rot!

Ich weiß, ihr habt gar keine Farbe.

 

 

In dieser Welt ist - ausnahmslos -

wirklich alles unwirklich.

 

Das Da-Sein der Dinge gleicht dem Echo.

Es folgt dem Ruf am Fuß des Berges.


Hör' ihre grausame Nicht-Antwort!

Bis Blut tropft, schlage deinen Kopf gegen ihre Mauer!



Starr sie dir an, bis deine Augen herausfallen:

diesen Tisch, diese Wand, diese unwirkliche Buchseite!



Lese die Liebesbriefe,

die Wind und Regen schicken,

Schnee und Mond!

 

Warum ist dieser falsche Traum,

warum ist dieses Verrückt-Sein so schön?





PS:

Etwas zu schreiben,

damit die Nachwelt es liest,

ist nur ein weiterer Traum.

 

Wenn ich erwache, weiß ich:

Es hat keinen gegeben,

der es schrieb.

Es wird keinen geben,

der es liest.

 

 

(frei nach Ikkyù)











Erwache!

Und wenn du weiter träumen willst,

dann träum' doch angenehm!

"Wie glücklich würden deine Träume werden, wenn du nicht jener wärest, der jeglicher Figur, die der Traum enthält, die ,richtige' Rolle zuerteilte.

Niemand kann etwas anderes außer deine Vorstellung von ihm enttäuschen, und außer an dieser gibt es keinen Verrat."

(Ein Kurs in Wundern, S.616)

Lass' jeden einfach seine Rolle spielen in dem Traum!

Dann träumst du einen Traum der Schönheit, des Friedens und des Glücks.


 

Publiziert am: Mittwoch, 18. März 2020 (1042 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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