Ausblicke auf das dritte Land
Wir stehen, liebe Leserin, wieder an einem Fluss, über den Brücken führen in ein weiteres Land.
Als wir die erste Brücke überschritten, betraten wir eine ganz andere Welt, ein Reich, in dem völlig andere Gesetze galten. Wir kamen aus dem Reich, in dem die Zwei herrschte, in das Hoheitsgebiet der Eins, aus dem Land der sich scheidenden Wege in das Land der weglosen Wege, aus der Welt der Zeit in die Welt der Nicht-Zeit. Alles, was wir jenseits der Grenze antrafen, war neu und grundlegend anders.
Wenn wir dieses Mal die Grenze überschreiten, werden wir nichts vorfinden, was wir nicht schon kennen, nichts Neues. Denn das Land, das wir jetzt betreten werden, ist das Land, in dem die Zwei und die Eins zusammen herrschen. Es ist das Reich der Drei.
In diesem Land gibt es neben der Nicht-Zeit auch wieder die Zeit, neben der Gegenwart auch wieder Vergangenheit und Zukunft. Die Zeit ist nicht auf die Gegenwart reduziert, sie ist in der Gegenwart zentriert. Es gibt neben weglosen Wegen auch wieder Wege, die sich scheiden, auf denen wir uns entscheiden können und müssen.
Wenn du denkst, lieber Leser: „Jetzt ist dieser Rudolfo ja völlig verrückt geworden. Ich habe keine Lust, mit diesem Wahnsinnigen weiter zu gehen“, hast du gewissermaßen völlig Recht. Die Welt der Nicht-Zeit war ja schon „verrückt“, trans-rational, paradox. Die Welt, die vor uns liegt, ist paradox nicht-paradox, gewissermaßen also doppelt paradox, doppelt verrückt. Wenn du dieses Land des „potenzierten Wahnsinns“ nicht betreten willst, dann bleib an dieser Stelle einfach stehen! Viele, die über diese zweite Brücke gegangen sind (z. B. der Zen-Meister Genpo Merzel Roshi) berichten, dass sie lange gezögert haben, sich lange dagegen gesträubt haben, diesen nächsten Schritt zu gehen. Das Land der Nicht-Zeit bietet ja eine grenzenlose Freiheit und Weite, so dass viele, die das Reich der Eins betreten haben, es nicht mehr verlassen wollten. Wenn du hier bleiben willst, bist du in guter Gesellschaft.
Doch wenn du mit mir weitergehen willst, dann lass uns jetzt über die Brücke schreiten.
Publiziert am: Dienstag, 17. März 2020 (1012 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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