Meister und Schüler
Mein Meister sagte zu mir damals,
als ich als Schüler noch zu seinen Füßen saß:
„Der Schüler sollte nichts Persönliches behalten wollen.
Jedoch der Lehrer sollte das Persönliche beim Schüler seh’n.“
Ich war damals ein Schüler, bin es immer noch.
Doch war für Andere ich schon Lehrer, war auch Meister.
Ich sah damals Persönliches bei Schülern und bei Lehrern;
sah es bei mir und wollt’ es nicht behalten,
vertraute darauf, dass ja auch mein Meister
es sah und dabei half mit seinen weisen Worten,
es los zu lassen, um es los zu werden;
sah auch, dass meine Schüler mir dabei nicht helfen konnten.
Ich steckte auf derselben Leiter fest wie sie,
doch lagen meine Sprossen über ihren.
Los lassen konnte auch der Meister nicht für mich.
Das konnte ich nur selbst, musste ich selber tun.
Wohl wissend, dass ich selbst noch Schwächen hatte - auch als Meister,
half ich doch meinen Schülern, ihre aufzugeben.
Und auch bei meinem Meister sah ich Schwächen,
die er anscheinend noch nicht überwunden hatte.
Keine Person ist heute mehr mein Meister.
Und jeder Mensch kann heut’ mein Lehrer sein.
Auch von Verrückten, Schurken, Kindern kann ich etwas lernen.
Es sagte schon mein Meister zu mir damals,
als ich als Schüler noch zu seinen Füssen saß:
„Natürlich hab’ auch ich noch einen Lehrer.
Das ganze Universum, das ist heut’ mein Meister.“
Publiziert am: Donnerstag, 05. März 2020 (1048 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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