Dresden


 

Dresden, was warst du?

Dresden, wo stehst du?

Desden, wohin gehst du?



Ein viel bestauntes Wunder warst du damals,

als du, nicht mehr erwartet, doch noch starbst

im Bombenhagel einer düsteren Winternacht,

sinnloses Opfer später Rache, Ernte der Vergeltung,

gesät durch eigene Zerstörungsmacht.

 

 

Aus Schutt und Trümmern bist du auferstanden

zu deiner alten, neu erschaffenen Pracht.

Ein Wunder bist du heute als ein Feuer

des Glaubens und der Hoffnung, willensstark entfacht.

 

Ein Wunder bist du heute als ein Siegesdenkmal

der ganzen Menschheit auf der ganzen Welt:

Wir sind als Menschen nicht das, was wir sollen.

Wir Menschen sind auch nicht das, was wir müssen.

Wir sind das, was wir können, was wir wollen.

 

 

Jedoch bist du nicht überall so wundervoll.

(Das sind Köln, Wien, Paris und Amsterdam ja auch nicht.)

Auch wenn sie jetzt saniert und renoviert sind,

durch Farben und Balkone hübsch geschmückt,

sind Plattenbauten immer noch nicht wirklich toll.

 

 

Noch hast du nicht das Gleichgewicht gefunden,

in dem Erstarrung droht in selbstverliebter Trägheit,

Stillstand in satter Selbstgerechtigkeit.

Dafür gibt es zu viele ungeheilte Wunden.

Zu viele Narben sind geblieben aus unseliger Zeit.

An vielen Stellen musst du noch gesunden.

 

Noch gibt es Böden, brach und ungenutzt,

die auf die Schaufel, Kelle, Maurerhände warten,

auf üppige Läden, dicht gefüllt mit Kunden.

Du strahlst lebendig wach im hellen Mittagslicht,

noch nicht im reifen Glanz der Abendstunden.

 

 

Schon damals, als du warst die Prunkstadt eines Königs,

bist du ja nicht allein auf eigenem Mist gewachsen.

Die Künstler, die aus dir ein „Elbflorenz“ erschufen,

die kamen doch nicht alle nur aus Sachsen.

Von Glaubensfreiheit wurden sie gerufen

aus vielen Ländern, südlich warmen, nördlich kalten.

Willkommen waren sie, nicht nur geduldet,

und konnten daher sich in dir so frei entfalten.

 

Im Umgang mit den unbekannten Andern,

den unvertrauten Fremden bist du nun gespalten.

Pegida sieht durch sie das Eigene bedroht

durch Über-Fremdung, will sie draußen halten.

Der Umgang miteinander ist verroht,

weil Hass und Feindschaft manchmal an den Stätten walten,

wo einst Europas Kräfte sich vereint zum Schaffen ballten.

 

 

Doch wenn du nur noch sicher den Bestand verwalten,

du nicht durch Anderes, Fremdes anders werden willst,

dich sperrend gegen Neues bleiben willst im Alten,

schließt du dich aus vom Leben, wählst des Stillstands Tod.

Wenn du noch wachsen willst, dann musst du offen bleiben.

Weltweit vernetzte Forschung braucht die Fremden.

Für deine vielgepriesene Uni sind sie nährendes Brot.

Denn nur durch sie ist Fortschritt zu gestalten.

Und ohne sie wär manche Firma schnell in Wachstumsnot.

 

Du schöne Stadt, von Fremden einst erschaffen,

verrate nicht dich selbst, das, was dich groß gemacht!

Schließ dich nicht aus vom Leben, lass dich nicht erschlaffen!

Begrüß’ mit Glauben, Mut und Hoffnung jeden neuen Tag!

Angstvoller Hass führt in die dunkle Todesnacht.



Einige Bilder



 

Publiziert am: Dienstag, 03. März 2020 (988 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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