Fels-Wand und Sand-Strand
In Bergen kann man nicht entspannen.
Entspannen kann man nur am Meer.
(Meer waren ja auch mal die Berge.
Doch das ist schon ein Weilchen her.)
Mit einem Rucksack schwer beladen
steig' ich durch eine hohe Wand.
Beim Abstieg schmerzen mir die Waden.
Wie unbeschwert läg ich am Strand.
Ehrfurcht gebietend droht der Berg.
Auch nicht allein bin ich ein Zwerg.
Am Strand, da ruft zum Spiel das Meer –
belagert von der Zwerge Heer.
Gestein ist hart, gibt Widerstand
dem Tritt des Fußes, Griff der Hand.
Nachgiebig weich lädt sanft der Sand
zu Friedensfeiern statt zu Kriegen:
"Du musst nicht wachsam mich besiegen,
kannst ruhig schlummernd in mir liegen."
Der Pfad am Berg ist schmal, ist eng,
hat wenig Raum, der Hang fällt steil.
Und vor dem nahen Abgrund schützt
mich ein Geländer, Haken, Seil.
Und jeder Schritt hat hier zu passen.
Ich muss die Füße sorgsam setzen,
darf nicht die Seele baumeln lassen.
Denn ich könnt' stürzen, mich verletzen.
Die Menge lagert breit am Strand.
Und neben dicht gereihten Liegen
gibt es noch immer leeren Raum,
und freier Platz, bisher gemieden,
liegt schattig unter einem Baum.
Im Sand, da kann ich träge dösen,
kann mich von allen Sorgen lösen.
Was mich bedrückt, ist hier nur Traum,
so nichtig wie der Wellen Schaum.
Hier bin ich Kind, muss nicht sein Mann.
Hier kann mein frohes Lied erschallen:
dass mir jetzt nichts geschehen kann:
Denn wer schon liegt, kann nicht mehr fallen.
Publiziert am: Montag, 02. März 2020 (1049 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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