Rhein und Donau
Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen Rhein und Donau. Sie sind Geschwister.
Beide großen Ströme waren einmal die Grenze des römischen Weltreiches. An beiden Flüssen verdichtete Rom seine militärische (und damit auch wirtschaftliche und kulturelle) Präsenz, an ihnen waren besonders viele Legionen stationiert.
Beide Flüsse sind europäische Flüsse: sie sind multi-national und multi-kulturell. Eine Vielfalt von Gesellschaften und Völkern trennen sie voneinander als Grenze und verbinden sie als "Wasserautobahn".
Bei beiden ist der Quellfluss, der ihren Namen trägt, nicht der kräftigste: Der Inn führt mehr Wasser in die Donau als die Donau, die Aare mehr in den Rhein als der Rhein.
Doch es gibt auch Unterschiede und Gegensätze.
Der Rhein fließt wilder als die Donau.
Er ist der rüpelige, rabaukenhafte, rockerhafte halbstarke Bruder, der frech die große Schwester beklaut. Er gräbt mehrfach der Donau das Wasser ab.
Und auch geschichtlich stiehlt er der Donau die Show.
Als Erbe Roms bildete sich im Frankenreich das neue politische Zentrum Europas am Rhein, nicht an der Donau.
Von den sieben Kurfürsten, die den deutschen König wählten, herrschten drei am Rhein: der Pfalzgraf und die Erzbischöfe von Köln und Mainz (beides Römerstädte). Und das Gebiet eines vierten, des Erzbischofs von Trier (römische Kaiserstadt!), reichte bis an den Rhein.
Unter diesen Kurfürstentümern nahm das Erzbistum Köln den ersten Rang ein. Es stellte in seinen Erzbischöfen mehr Reichskanzler als jedes andere Reichsfürstentum. Köln erhielt „um 1200 einen gewaltigen Mauerring, der es zur größten und festesten hochmittelalterlichen Stadt Deutschlands machte.“ (Joachim von Königslöw, Flüsse Mitteleuropas)
Erst in der Neuzeit verlagerten sich die Schwerpunkte Mitteleuropas nach Osten, an die Spree – und an die Donau.
Zwischen beiden Strömen liegt trennend die Europäische Hauptwasserscheide: der Rhein führt sein Wasser in ein "Nordmeer", die Donau in ein "Südmeer" des Kontinents.
Publiziert am: Montag, 06. August 2018 (1129 mal gelesen)
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