Der tote Greis im Gras
Im Gras, da liegt ein Greis -
in seinem Blut, oh Graus.
Der Mond scheint fahl auf seinen Mund.
Er hauchte hier sein Leben aus.
Er war beleibt, doch nicht beliebt,
ein harter Boss mit Biss -
bös' blickend und verbittert;
der tiefe Wunden riss;
gewohnt, allein etwas zu sagen,
dem andere nicht widersprechen,
was sie nicht hinterfragen,
gewöhnt daran, zu siegen -
mit Hinterlist und Tücke -
und auch gewandt im Lügen -
Er war recht dreist, war unverschamt,
und frech konnt' er betrügen.
Beschissen hat er oft und viel.
Sein Spiel, das war nicht fair.
Hat einer sich an ihm gerächt?
Verständlich wär' das sehr.
Hat jemand ihn erschossen?
Sein Blut färbt Blätter rot.
Wer machte mit dem Colt
den miesen Alten kalt.
Wer brachte ihm den Tod?
War es ein cooler Killer,
gedungen für viel Kohle?
Brach im tollwüt'gen Koller
ein wilder Keiler aus dem Wald?
War es der kahle Köhler?
Wer brachte ihn denn um?
Drei Ziegen waren Zeugen.
Doch die sind stumm - wie dumm.
Die Leiche, die fand Leif
beim morgendlichen Lauf.
Er wurde bleich und sperrte
ganz weit die Augen auf.
Als er sich schließlich wieder fing,
stahl von des Toten Finger
er rasch den goldenen Ring,
vom Arm den Silberreif.
Doch weiter geht das Leben
auch ohne diesen Greis.
Wir wollen dafür loben
den Gott im Himmel droben.
Das Wild, das streift wie immer
durch Auen an der Ammer.
In Lärchen singen Lerchen.
Ob Fuchs, ob Dachs, ob Sau, ob Pfau -
der Trieb, der treibt zu Pärchen.
Im Mais huscht eine graue Maus
durch seine hohen Halme.
Auf ihr springt leise eine Laus.
Die Maus ist ihre Wohnstatt.
Hier ist sie ja zu Haus'.
Publiziert am: Freitag, 27. Juni 2025 (12 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
[ Zurück ]