Jeshua und Mirjam - gekürzt
(nicht heften, nicht haften)
Und auch das folgende Gedicht
spricht von Vertraut-Sein,
von Treue und Vertrauen:
Jeshua der Messias sagt
zu der Mirjam, die aus Magdala stammt,
Maria Magdalena,
im Garten um sein Grab,
der frühlingshaft erblüht,
nach seinem Auferstehn,
auf Griechisch "mä mu haptu"
(Johannes 20, 17) -
was heißen kann: "Berühr mich nicht!"
und auch: "Halt mich nicht fest!"
Das Folgende, das hat
Jeshua nicht gesagt,
doch hätte er vielleicht
es zu ihr sagen können:
"Mirjam, du so Vertraute -
drei Jahre lang Gefährtin
auf meiner Wanderschaft:
Mein Weg, der geht noch weiter.
Er ist erst dann zu Ende,
wenn ich beim VATER bin.
Bis dahin muss ich wachsen, muss
mich noch verwandeln, weiten.
Ich soll als Logos, Weltenwort,
bis zu den Sternen alles Sein
durchdringen, tief erfassen.
Das ist des VATERS Wille,
dem ich gehorchen will.
Das ist des VATERS Auftrag,
den ich erfüllen will.
Aus diesem Grab dort auferstehen,
ist nur ein erster Schritt
hin zur Allgegenwart.
Und diesen Weg, den können
wir nicht gemeinsam geh'n.
Ich bin der Einzige unter uns,
der schon mit sicheren Schritten
zu solchen Weiten schreiten (schweifen) kann
und schon mit leichten Schwingen
zu solchen Höhen schweben kann.
Der VATER ruft mich zu sich -
zunächst nur mich allein,
als Ältesten von Brüdern.
Doch einst kommt ihr mir nach.
Ich gehe euch voraus,
bereite einen Platz
für euch mit mir im Himmel
bei unserem ewigen VATER.
Mirjam, du treue, tapfere!
Du bist - mir treu vertrauend -
bis an das Kreuz gefolgt,
bliebst tapfer stehen unter ihm,
als Zeugin meines Leidens
mit-leidend bis zum Tod.
Nun bist du wieder Zeugin,
die erste, die verkünden kann:
Ich habe ihn gesehen.
Ich habe ihn gehört.
Er hat zu mir gesprochen.
Er ist dem Grab entstiegen
zu einem größr'n Leben.
Er hat zu mir gesagt:
Ich steige auf zum Himmel.
Ich gehe heim zum VATER.
Mirjam, du bist die Jüngerin,
die ich am meisten liebe,
die mich am meisten liebt,
die neben Jochanan,
den ich so lieb' wie dich,
der mit dir unterm Kreuz stand,
am klarsten mich versteht.
Um unserer Liebe willen:
Halt' mich nicht länger fest!
Halt' dich nicht fest an mir!
Wenn du dich an mich heftest,
dann hafte ich an dir,
so wie auch du an mir.
Halt' mich nicht an, nicht auf!
Lass los und löse dich!
Lös' dich sogar von mir!
Lass los und lass mich geh'n!
Und bleib' auch du nicht steh'n!
Du Makkabäertochter!
Befrei dich, wachse, finde dich
auf deinem eig'nen Weg!
Und geh ihn mit den Brüdern,
mit deinen, meinen, unseren,
in meinem Geist verbunden,
dem Geist der Liebe, Geist des Friedens,
geführt, wenn du es willst,
und so, wie du es willst,
von dem, was ich drei Jahre lang
gesprochen und getan hab,
was du, an meiner Seite,
gesehen und gehört hast.
Ich muss dich nun verlassen.
Mirjam, ich kann ab jetzt
noch immer bei dir sein,
nur du nicht mehr bei mir.
Vertrau mir wie bisher!
Vertraue mir auch weiter!
Vertraue mir und glaub an mich,
auch wenn du mich nicht mehr
mit deinen Augen sehen,
mit deinen Ohren hören kannst!
Wir müssen uns nun trennen.
Dann werd' ich dich begleiten,
werd' immer für dich da sein -
so wie für unsere Brüder -
bis wir uns wiederfinden,
am Ende deines Weges,
vereint bei unserem VATER."
Kommentar:
Das griechische Verb haptomai
kann Zweierlei bedeuten:
Ich hefte und ich hafte.
Wenn ich mich hefte, hafte ich.
Und was ich halte, hält auch mich.
Es hält mich ab und auf.
Ich kann nicht weitergehen,
muss bleiben, wo ich bin,
kann mich nicht mehr verwandeln,
muss bleiben, wie ich bin.
Publiziert am: Dienstag, 13. Mai 2025 (18 mal gelesen)
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