Jeshua und Mirjam

(nicht heften, nicht haften)


 

 

Jeshua der Messias sagt

Maria Magdalena

im Garten um sein Grab,

der frühlingshaft erblüht,

nach seinem Auferstehn

auf Griechisch "mä mu haptu".

Das heißt vielleicht: 

"Berühr mich nicht!"

und auch vielleicht:

"Halt mich nicht fest!"

 

 

Das Folgende, das hat

Jeshua nicht gesagt,

doch hätte er vielleicht

es zu ihr sagen können:
 

"Mirjam, du so vertraute

Gefährtin meiner Wege:

Mein Weg, der geht noch weiter.

Er ist erst dann zu Ende,

wenn ich beim VATER bin.

Bis dahin muss ich wachsen,

soll nicht allein den Erdenleib,

soll immer mehr das ganze All 

durchdringen und umfassen.

So ist des VATERS Wille. 

Aus diesem Grab dort auferstehen,

ist nur erste Schritt

hin zur Allgegenwart.


Mirjam, du treue, tapfere!

Du bist - mir treu vertrauend -

bis an das Kreuz gefolgt,

bliebst tapfer stehen unter ihm,

als Zeugin meines Leidens 

mit-leidend bis zum Tod.

Nun bist du wieder Zeugin,

die erste, die verkünden kann:

Ich habe ihn gesehen.

Ich habe ihn gehört.

Er hat mit mir gesprochen.

Er ist dem Grab entstiegen

zu einem größr'n Leben,

erhaben uns erhebend.

Mirjam, du bist die Jüngerin,

die ich am meisten liebe,

die mich am meisten liebt,

die neben Jochanan,

dem Jünger, den ich liebe,

der mit dir unterm Kreuz stand,

am klarsten mich versteht.


 

Um unserer Liebe willen:

Halt' mich nicht länger fest!

Halt' dich nicht fest an mir!

Wenn du dich an mich heftest,

dann hafte ich an dir,

so wie auch du an mir.

Halt' mich nicht an, nicht auf!

Lass los und löse dich!

Lös' dich sogar von mir!

Lass los und lass mich geh'n!

Und bleib' auch du nicht steh'n!

 

Du kannst mir noch nicht folgen

hinauf zu Himmelshöh'n.

Ich kann bei dir sein, doch,

nicht mehr auch du bei mir.

Darum befrei dich, wachse

auf deinem eig'nen Weg!

Ich muss mich von dir trennen.

Dann kann ich für dich da sein,

dann kann ich dich begleiten,

bis wir uns wiederseh'n,

vereint bei unserem VATER."

 



 

 

Kommentar:

 

Das griechische Verb haptomai

kann heißen: ich berühre.

Und es kann auch bedeuten:

Ich hefte und ich hafte.

Wenn ich mich hefte, hafte ich.

Und was ich halte, hält auch mich.

Es hält mich ab und auf.

Ich kann nicht weiter fließen,

muss bleiben, wo ich bin,

kann mich nicht mehr verwandeln,

muss bleiben, wie ich bin.

 

Publiziert am: Samstag, 26. April 2025 (24 mal gelesen)
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