Nicht heimatlos



 

Doch war sie deshalb heimatlos?

Wir wissen heute: nein.

 

 

"Zur Heimat erkor ich mir die Liebe."-

vor allem zu ihrem Mann, zu ihrem Sohn (für den sie "An mein Kind" geschrieben hat).

Als auch diese Heimat wegstarb, die Menschen, die sie liebte, blieb doch noch eine;

die Sprache, die sie liebte, in der mit sanfter Wortgewalt sie Zeitlos-Unvergessenes schuf.

Mit deutscher Sprache blieb sie lebenslang verbunden.

(Selbst in den Jahren nach dem Holocaust,

als sie sich weigerte, wieder in Deutschland etwas zu veröffentlichen,

schrieb sie in Deutsch, für die Emigranten in den USA.)

Doch weil sie auch an sie gebunden blieb,

konnte sie in Ländern,

wo man sie nicht sprach, verstand und las,

nicht Wurzeln schlagen. 

 

 

 

Wir können uns ja freuen darüber, dass wir das lesen können,

was in unserer Muttersprache an Wahrem, Schönem und Guten geschrieben worden ist.

Manche Menschen hatten das Glück, neben der Muttersprache eine andere Vatersprache zu haben.

Das hatte ich nicht. Ich liebe auch andere Sprachen, die ich ein wenig kenne: Das Englische, das Spanische.

Doch ich kann leider deren Worte nur mühsam im Original lesen und überhaupt nichts Eigenes in ihnen schreiben.

Sprachen verbinden eben Menschen mit den Menschen, die dieselbe Sprache sprechen,

und trennen eben - immer noch Fluch des Turmbaus zu Babel - 

Menschen von den Menschen, die eine andere sprechen. Leider.

Doch diese Verschiedenartigkeit und Vielfalt der Sprachen hat auch etwas Gutes:

Manches klingt in einer anderen Sprache schöner,

manches wird in ihr klarer,

und manches kann nur in ihr so gesagt werden.

 

 

Publiziert am: Sonntag, 01. Dezember 2024 (10 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

Druckbare Version

[ Zurück ]

Impressum Datenschutz Kontakt

Alle Logos und Warenzeichen auf dieser Seite sind Eigentum der jeweiligen Besitzer und Lizenzhalter. Im übrigen gilt Haftungsausschluss.