zu "Gebären und Geboren-Werden"
Es geht in diesem Gedicht ja sogar um drei Geburten.
Geboren werden
ein Mensch, die Schreiberin, ein Reh,
und Worte, geschrieben von der Schreiberin.
Und die Geburten sind nicht gleich.
Sie sind verschieden schwer und leicht,
sie dauern lange oder kurz.
Gedicht
Die Schreiberin verknüpft
bei sich, dem Menschen,
nicht auch beim Reh, dem Tier,
auch nicht bei den
durch sie geborenen Worten,
Geburt und Tod
den Lebensanfang
mit dem Lebensende.
(Und selbst in einem dieser wenigen Gedichte
verknüpft die Schreiberin
Geburt und Tod, verbindet
den Lebens-Anfang mit dem Lebens-Ende.)
Die Engel sterben nicht -
so wenig wie die Teufel.
Die Tiere sterben zwar,
doch wissen sie das nicht.
Dazwischen steht der Mensch.
er ist das einzige Wesen,
das stirbt und das auch weiß:
Ich werde einmal sterben.
Was er nicht weiß, ist: wann.
Wahrscheinlich ist, dass die,
die uns ins Leben presste,
schon lange vor uns stirbt.
Doch manchmal kommt es vor,
da sterben wir vor ihr.
Der Tod ist ein Zigeunerkind -
genauso wie die Liebe -
lebt wild frei von Gesetzen
und fügt sich keiner Regel.
Er läuft seit der Geburt
nicht sichtbar neben uns
und kann mit seiner Hand
stets unsere Hand ergreifen
und sagen: "Komm jetzt mit!"
PS: Die Worte, die sie einst gebar,
die lebten weiter auch,
als ihre Mutter starb.
Es gibt ja Worte,
die sterben nicht, die sind un-sterblich
solang noch Menschen leben,
von Müttern neu geboren werden.
(Und manche Worte sterben nicht,
solange Menschen leben.)
Publiziert am: Sonntag, 03. November 2024 (47 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
[ Zurück ]