Mangel und Mängel
Warum soll ich denn überhaupt
mich fragen, wie mein Leben war?
Wenn es nur Augenblicke gibt,
durch die das große Leben lebt,
das immer auch ein Sterben ist - zur selben Zeit -
die jetzt entstehen, jetzt vergeh'n,
nichts Dauerndes, was bleibt,
hat es mein Leben nie gegeben.
Doch wenn ich glaube,
dass es mein Leben gibt,
will ich es nicht in Frage stellen,
(will ich es nicht als Frage seh'n)
will es als Antwort, nicht als Frage seh'n,
will sehen, dass es sich gelohnt hat,
dass es gelungen ist
als ein Entwurf des großen Lebens,
das keine Fehler macht,
das keinen Mangel, keine Mängel kennt.
Natürlich kann ich in meinem Leben -
wie in jedem Leben -
auch Fehler, Mangel, Mängel seh'n.
Das kann ich, will ich tun.
Ich will ja alles seh'n, mein ganzes Leben.
Ich will sie durchaus seh'n.
Doch warum sollte ich sie auch wichtig nehmen.
Sie wichtig nehmen, das ist nicht gesund, das macht nicht glücklich.
Sie wichtig nehmen, das ist nicht im Einklang mit dem großen Leben,
das keine Fehler, keine Mängel kennt.
Auch wenn ich glaube,
dass es mein Leben gibt,
will ich es nicht ganz in Frage stellen,
will auch die Fehler, den Mangel und die Mängel
als Antwort seh'n,
die sich das große Leben gibt,
wenn es sich fragt: "was bin ich?"
Publiziert am: Montag, 17. Juni 2024 (69 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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