Auf Mallorca
Es lebten auf Mallorca
nicht Calderon, Cervantes
auch nicht García Lorca.
Der stammt ja aus Granada.
Doch wirkte Raimund Llull hier,
schrieb schon auf Katalanisch,
nicht auf Kastilisch, das ja
uns ist vertraut als Spanisch.
Das war noch Bauernsprache.
Gelehrtensprache war Latein.
In seiner Muttersprache schrieb
Raimondus llullus fast allein.
Viel später zog es auf die Insel
den weltgewandten Mann,
der sie so gut geschildert hat,
dass man es heut' noch lesen kann.
Er kam, er sah und blieb,
der Erzherzog, des Kaisers Vetter.
(Sein Name passt nicht in den Reim.)
Er fand Mallorca netter
als Innsbruck, Prag und Budapest.
Hier konnt' er leben ungezwungen.
Das wäre ihm, dem Habsburger,
in diesen Städten nie gelungen.
Wie Llull sprach er ja viele Sprachen,
beschrieb genau in ihnen
Mallorcas Menschen und Insekten -
fast alle, nicht nur Bienen.
Jetzt fliegen hierhin Massen,
die sprechen nicht mal spanisch,
nur englisch, deutsch und kaum
jemand auch katalanisch.
Die Insel kennen viele
nur noch als Ballermann,
wo man sich mit Kumpanen
ganz toll besaufen kann.
Doch das ist von Mallorca
ja nur ein kleiner Teil
und nicht der Grund, warum
ich gern auf ihr verweil'.
Ich komm' her wegen Palma,
der l(i)ebenswerten Stadt,
die alles, was mein Herz begehrt,
so reich zu bieten hat.
und wegen des Gebirges,
der Tramuntana, die man -
im würz'gen Duft der Kiefern -
so schön durchwandern kann.
Publiziert am: Sonntag, 02. Juni 2024 (106 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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