Am Sabbat

 

 

Nichts Neues mehr, nichts Anderes -

nicht jetzt, nicht jetzt, nicht heute.

Wie Gott am siebten Tag schau ich zurück,

bin heut' kein Raubtier auf der Jagd nach Beute.


 

Ich seh auf schon Geschafftes, schon Gechaffenes.

Es ruht sich aus, was noch erschaffen will,

im tiefen, tiefen Frieden des Vergangenen.

Vergangenes steht still, steht ewig still.


 

Auf schon Getanes, oft Geübtes, gut Gekonntes,

schon lang Bekanntes richte ich den Blick,

auf schon Erlebtes, schon als wahr Erkanntes.

Im Wohl-Vertrauten finde ich mein Glück.


 

Heut' bin ich frei vom Streben, auch vom Wider-Streben,

befreit vom Drang der Wünsche und der Last der Sorgen.

Was noch zu tun, was noch zu ändern ist,

kann warten, einfach warten bis zum nächsten Morgen.


 

Der tiefe Frieden, der ist Gottes Gegenwart.

Ich ruh' in Ihm, von Eigenheit befreit,

stör' nicht mehr eigen-willig Seinen Willen.

In ihm zu ruhen ist Lebendigkeit.


 

Vergangenes ist tot, doch dessen Bilder sind

belebt von mir im Jetzt, jenseits der Zeit,

sind ja nicht alt, sind jung, sind neu,

sind Gegenwart, gar nicht Vergangenheit.

 



 

 

Urspünglich gab es dieses Gedicht in einer knappen, reimfreien Form,

die seinen eigenen Reiz hat:


 

Nichts Neues mehr, nichts Anderes -

nicht jetzt, nicht jetzt, nicht heute.

Versinken will ich in der Tiefe,

der Tiefe des Vergangenen,

des schon Erkannten, schon Erlebten,

des alten Wohl-Bekannten,

bewahrenswert Bewährten.

 

Denn diese tiefe Tiefe

ist Frieden, Frieden, Frieden,

steht still, steht ewig still.


 

Und diese tiefe Tiefe,

des schon Bekannten, gut Bewahrten,

des schon vertrauten Alten,

ist immer, immer jetzt,

ist immer wieder jung,

ist immer, immer anders,

ist immer wieder neu.

 



 

 

Kommentar:

 

 

Gleich und anders


 

Steig' immer wieder an derselben Stelle in denselben Fluss!

Such' keinen anderen Fluss!

Such' keine andere Stelle!

Kein anderer Fluss erfrischt dich besser -

auch keine andere Stelle.


 

Doch du steigst niemals in dasselbe Wasser

im selben Fluss

und an derselben Stelle.


 

Das Wasser, das ist immer neu,

ist immer anders,

im selben Fluss

und an derselben Stelle.

 

 

 

 

Publiziert am: Donnerstag, 11. Januar 2024 (76 mal gelesen)
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