Der Ring des Nibelungen


 

Das vorhergehende Gedicht könnte auch ein Kommentar sein, zu einem der großen Kunstwerke der Menschheit, Richard Wagners „Ring des Nibelungen“.


Auch in diesem gigantischen Musikdrama geht es um die Entscheidung zwischen Gott und Götzen, um den in Leiden und Untergang führenden Irrweg des Götzendienstes.

Am Anfang steht die Wahl des Götzen, das Erschaffen des Götzen.


Nur wer der Liebe Macht (Gott) entsagt, kann sich aus dem Gold des Rheins den Ring schmieden, der Weltmacht (Götze) gewährt;

nur, wer den Eigen-Willen zur Macht anstelle des göttlichen Willens, der Liebe, wählt.

Der hässliche Zwerg Alberich, ein Wesen, das sich daran gehindert fühlt, die Liebe der Rheintöchter zu gewinnen, Gott zu erreichen, raubt wütend-trotzig das Rheingold als Ersatz.

Doch wer diesem Götzen dient, wird nicht glücklich. Denn an dem Ring haftet ein Fluch, der Fluch seines Schöpfers:
 

„Wer ihn besitzt, den sehre die Sorge,                                                                                                                            

und wer ihn nicht hat, den nage der Neid!                                                                                                                            

Jeder giere nach seinem Gut,                      

doch keiner genieße mit Nutzen sein!
 

...Dem Tode verfallen, fessle den Feigen die Furcht;                      

solang’ er lebt, sterb’ er lechzend dahin,                      

des Ringes Herr als des Ringes Knecht...“

(R. Wagner, Rheingold, vierte Szene)




Ego-zentrischer, ich-süchtiger Eigenwille errichtet eine undurchdringbare Mauer, eine trennende Wand vor Frieden, Freude und Glück.


Alle, die den Ring tragen, sind am Ende völlig am Ende, nicht nur erschöpft, todmüde, sondern wirklich tot:

wegen des Rings getötet von einem Anderen,               

der seinerseits wieder wegen des Rings von einem Anderen getötet wird:

Der Riese Fasolt wird von seinem Bruder Fafner im Streit um den Ring erschlagen,

Fafner von Siegfried,

Siegfried von Hagen.

Hagen wird vom rechtmäßigen Besitzer des Goldes, den Fluten des Rheins, verschlungen, als er krampfhaft verzweifelt versucht, den Ring für sich zu retten.

Die letzte Ringträgerin ist die Ex-Walküre Brünnhilde, ursprünglich eine Gottestochter, die durch einen „Sündenfall“, eine Tat des Sich-Absonderns vom Vater, ein Mensch geworden, zum Mensch-Sein abgestiegen ist.

Sie gibt den Ring schließlich den Töchtern des Rheins zurück.

Am Ende schließt sich die Zeit zu einem Kreis.

Die Rheintöchter umspielen wieder in unschuldiger Freude das Gold.

Es ist wieder da, wo es hingehört, bei denen, denen es gehört.

Am Ende ist es wieder so, wie es schon am Anfang war -

so, als wäre nichts gescheh’n.


Brünnhilde opfert den Ring, indem sie sich selbst im Feuer opfert.

Sie erlöst endlich sich selbst und die Welt von der Plage der Ich-Sucht, der leidvollen Trennung.                                

Sie wird wieder eins mit dem göttlichen Ganzen:


„Des ew’gen Werdens off’ne Tore 

schließ’ ich hinter mir zu;                   

nach dem wunsch- und wahnlos               

heiligsten Wahlland,                           

der Welt-Wanderung Ziel,                       

von Wiedergeburt erlöst,                      

zieht nun die Wissende hin.                     

Alles Ew’gen sel’ges Ende,                                                                                                              

wisst ihr, wie ich’s gewann?


Trauernde Liebe,                              

tiefstes Leiden                            

schloss die Augen mir auf:                 

Enden sah ich die Welt.

 

 

Meines heiligsten Wissens Hort                                      

weis’ ich der Welt nun zu:

Nicht Gut, nicht Gold,                          

noch göttliche Pracht;                      

nicht Haus, nicht Hof,                               

noch herrischer Prunk;          

nicht trüber Verträge trügender Bund,              

nicht heuchelnder Sitte hartes Gesetz;

 

selig in Lust und Leid                             

lässt die Liebe nur sein.“ 

(R. Wagner, früher Entwurf zu „Götterdämmerung“, dritter Aufzug)

 

Publiziert am: Montag, 23. März 2020 (962 mal gelesen)
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