WORT ist WEG, WEG ist WORT

 

Das WORT ist am Ur-Anfang im Ur-Grund allen Seins:

"Am Ur-Anfang, ....

vor der Raum-Zeit,

bevor es ein Davor gab,

am Ur-Anfang,

als es nicht einmal einen Anfang gab,

da war die Wirklichkeit des Wortes.

 

 

Als alles Nacht war,

noch alle Wesen dunkel waren,

bevor die Wesen Wesen wurden,

da gab es eine Stimme,

ein klares Wort,

einen Gesang in der Nacht.

 

Am Ur-Anfang,

vor dem Urknall,

war das Wort.

Es gab noch kein Licht,

das Licht war Teil der Finsternis."

 

(Ernesto Cardenal, Gesänge des Universums -

frei übersetzt und zusammengestellt )

 

 

 

 

Und das Sein entfaltet sich im Werden.

Das WORT enthüllt sich im WEG:


 

"Der, der ist

und der sagt, was er ist. - ....

der, der sich vollkommen ausdrückt.

Geheimnis, das sich gibt.

Ein Ja. - ....

Enthüllte Wirklichkeit.

Ewige Wirklichkeit, die sich ewig enthüllt.

 

Er schuf die Welt durch einen Traum.

Und er ist selbst so etwas wie ein Traum.

Ein Traum, der träumt.

,Der, der etwas ist (oder hat), das es nicht gibt.´ ....

Oder ein Traum, der wirklich wurde,

des Traums Geheimnis jedoch nicht verlor.

Nainuema, ,der, der Etwas sehr Wirkliches ist,

das es nicht gibt´

 

Er trennte Licht und Finsternis,

schied beide voneinander.

Das war der Urknall - oder

die erste Revolution. -. ...."

(Ernesto Cardenal)

 

Das WORT bleibt auch als WEG das WORT -

gesprochen zwischen Wesen.

Alles, was ist, ist ein "Zwischen".

Was kein "Zwischen" ist, ist nicht.

"Alles wirkliche Leben ist Begegnung."

(Martin Buber)

 

 

"Und es begann der Himmelstanz der Dialektik:

,Das Yang ruft;

das Yin antwortet.´

Er ist der, in dem alle Dinge sind

und in dem alle Dinge sich vergnügen.

Alles ein einziger Koitus.

....

Alle Dinge lieben,

und es ist die Liebe, mit der sie lieben.

,Das Yang ruft,

das Yin antwortet.´

Das sind die zwei Chöre,

die sich abwechselnd singen.

 

Und jedes Ding ist ein Wort,

ein Wort der Liebe.

Allein die Liebe enthüllt,

doch sie verhüllt, was sie enthüllt,

enthüllt verschwiegen,

allein Geliebte und Geliebter,

in lichter Einsamkeit,

die Nacht der Liebenden.

Der Kosmos,

das geheime Wort in der Hochzeitsnacht.

Alles, was ist, ist gesprochenes Wort ...

Hörst du jene Sterne?

Das ist die Liebe, die da singt.

Schweigende Musik.


 

Die Materie besteht aus Wellen.

Und die Wellen? Sind Fragen.

Ein Ich zu einem Du,

welches sucht ein Du.

..., weil jedes Wesen Wort ist.

Weil das Wort die Welt erschuf,

können wir uns in der Welt verstehen - ...

Wir sind Wort.

Wort in einer Welt,

die aus dem Wort geboren wurde,

und die es nur gesprochen gibt;

das Geheimnis zweier Liebender in der Nacht.

 

Personen sind Worte.

Und so ist niemand, wenn er nicht Zwiegespräch ist.

Und so ist auch jeder Einzelne zwei -

oder er ist nicht.

Jeder Mensch ist für einen anderen Menschen.

Ich bin nicht ich, sondern du bist ich.

Jeder ist das Ich eines Du - 

oder er ist gar nichts.

Ich bin nur Du, oder ich bin nicht!

Ich bin ein Ja.

Ich bin ein Ja zum Du,

zu einem Du für mich.

 

Die Menschen sind Zwiegespräch, sage ich.

Sonst berühren ihre Worte nichts,

wie kosmische Wellen, die kein Radio empfängt,

wie Botschaften an unbewohnte Planeten,

oder wie der Schrei in der Luftleere des Mondes

oder ein Telefonanruf in einem unbewohnten Haus.

 

(Einen einzelnen Menschen gibt es nicht.)

Ich sage dir noch einmal, meine Liebe:

Ich bin du, und du bist ich.

Ich bin: die Liebe."

 

(Ernesto Cardenal)

 

 

 

Publiziert am: Freitag, 13. März 2020 (947 mal gelesen)
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