Nicht-Go
Go ist ein Spiel -
ein Spiel auf einem Brett,
mit Steinen, weiß und schwarz,
ein schwieriges, ein kompliziertes Spiel,
so kompliziert,
dass niemand es berechnen kann,
auch kein Computer.
Go ist ein Spiel zu zweit, mit einem Anderen,
mit einem Gegner, gegen einen Gegner,
mit einer Absicht, einem Zweck:
den Gegner zu besiegen.
das Brett, die Steine
sie dienen dieser Absicht, diesem Zweck.
(Mit dieser Absicht werden sie gesetzt.)
Ein schwarzer Stein, zuerst gesetzt,
er führt zum weißen Stein als Antwort auf den schwarzen.
Die Steine sind bezogen aufeinander,
in einer Reihe stehend.
All-ein, für sich, steht keiner.
Können vielleicht das Brett,
die Steine, weiß und schwarz,
auch Nicht-Go spielen,
das Spiel, nur einfach da zu sein -
da ohne Absicht, ohne Zweck?
Ein Brett,
auf ihm gesetzt
von irgendwem
irgendwohin,
ist zweifach einfach:
ein Stein, ein Brett.
Ein Brett,
auf ihm dazugesetzt,
von irgendwem
irgendwohin,
ist dreifach einfach:
ein Brett, ein weißer Stein, ein schwarzer.
Das Brett braucht nicht den weißen Stein.
Es ist ein Brett - auch ohne ihn.
Das Brett braucht nicht den schwarzen Stein.
Es ist ein Brett - auch ohne ihn.
Der weiße Stein braucht nicht das Brett.
Er ist ein weißer Stein - auch ohne es.
Der weiße Stein braucht nicht den schwarzen Stein.
Er ist ein schwarzer Stein - auch ohne ihn.
Der schwarze Stein braucht nicht das Brett.
Er ist ein schwarzer Stein - auch ohne es.
Der schwarze Stein braucht nicht den weißen Stein.
Er ist ein weißer Stein - auch ohne ihn.
Und alle drei -
Brett, schwarzer Stein und weißer,
sind einfach da,
für sich, alleine
und auch zusammen.
Sind alle drei zusammen
bereichert durch die Anderen?
Ist jeder von den Dreien,
gemeinsam mit den Anderen,
doch reicher als all-eine?
Nicht-Go ist klar und einfach, wunderbar, ist einfach wunderbar.
Doch warum spielen wir dann Go -
so schwierig, nicht zu durchschauen, unberechenbar?
Publiziert am: Montag, 22. Januar 2024 (79 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
[ Zurück ]