Die Welt ist ein Geheimnis, kein Problem
Will ich auch in der Welt gelassen bleiben,
darf ich mich nicht an ihren Übeln reiben.
Muss ich mich denn mit Lösungen befassen?
Kann ich denn das Problem nicht einfach stehen lassen -
unlösbar - ungelöst, doch lebbar?
Wenn ich die Welt als ein Problem ansehe,
dann will ich auch die Lösung dafür wissen.
Problem und Lösung, die sind zwei, nicht eins.
Sofort wird meine Einfachheit zerrissen
(das Eins-Sein mir entrissen).
Das Glück der weißen Wolke ist vorbei.
Die Welt ist kein Problem, das eine Lösung fordert,
ist ein Geheimnis, das uns lässt erstaunen.
Sie ist ein wunderliches, wunderbares Wunder,
ist eine wilde Schönheit, nicht berechenbar, mit Launen.
Du musst die schöne Wilde nicht verstehen.
Du musst nicht krampfhaft sie vernünftig machen.
Lieb' sie doch einfach, lass sie, wie sie ist!
Dann wird sie mit dir scherzen, tanzen, lachen.
(Wenn ich die Einheit will, muss ich die Zweiheit lassen,
darf ich mich nicht mit Übeln in der Welt befassen.)
Kommentar:
Du suchst nach einer Lösung
und findest eine -
erfindest für dich eine.
Ich will nur das Problem seh'n;
will es bewundern, mich nur wundern,
will es bestaunen
als ein Geheimnis, ein Mysterium,
wunderschön.
"Wenn ich sage, dass das Leben kein Problem ist, sondern ein Mysterium, dann meine ich, dass es keine Lösung gibt, man kann es nur sein.
Ein Problem muss intellektuell gelöst werden, und selbst wenn man es gelöst hat, ist nichts erreicht.
Du hast ein Bisschen mehr Wissen angesammelt, aber keine Ekstase.
Ein Mysterium ist etwas, was man werden kann, du kannst einswerden, verschmelzen mit dem Wunder.
Dann fühlst du die Ekstase, die Seligkeit. Dann kann das Höchste geschehen, das höchste Glück.
"Religiosität versteht das Leben als ein Wunder. Was kann man im Angesicht eines Wunders unternehmen? Hm?
Man kann überhaupt nichts tun. Du kannst nur dich selbst ändern, mysteriöser, wunderbarer werden, dann kann ein Gleiches dem Gleichen begegnen.
Erkenne das Wunderbare in diesem Leben, wo immer du es siehst: in den weißen Wolken, in den Sternen, in den Blüten, und im Strömen eines Flusses!
Wo du auch hinschaust, sieh das Wunderbare, und wo du es findest, meditiere darüber!
Meditation bedeutet: Auflösung im Angesicht des Mysteriums, sich vollkommen in das Wunder hinein verlieren, im Wunder vergehen.
Du sollst nicht mehr vorhanden sein, nur das Wunder ist in seiner Totalität, und du bist darin aufgegangen.
Und plötzlich öffnet sich eine neue Tür:
Eine neuartige Wahrnehmung ist in dir, plötzlich ist die materielle Welt mit all ihren Trennungen und Verschiedenheiten verschwunden,
und eine vollkommen neue Welt des Einsseins öffnet sich.
Alles wird grenzenlos, alles ist darin enthalten, ungetrennt eins.
Aber das ist nur möglich, wenn du etwas in dir selbst veränderst.
Wenn du ein Problem hast, musst du etwas mit dem Problem tun,
du musst einen Schlüssel finden, einen Weg zur Lösung, du musst daran arbeiten und herumdoktern und etwas Gezieltes unternehmen.
Wenn du aber einem Mysterium begegnest, musst du an dir selbst arbeiten, nicht am Mysterium.
Wir sind hilflos vor einem Wunder, darum verwandeln wir jedes Wunder in ein Problem.
Mit Problemen sind wir Herr der Lage und fühlen uns in Kontrolle.
Mit Wundern sind wir impotent, wir können nichts tun, wir sehen dem Tod ins Auge und können nichts mehr manipulieren.
Darum wird Ekstase immer unmöglicher, je mehr der menschliche Intellekt mit seiner Logik und Mathematik in Kontrolle ist.
Die Poesie, die Romantik geht verloren. Das Leben wird sachlich, nicht mehr symbolisch.
Es ist ein Symbol, wenn ich sage, dass mein Weg der Weg der weißen Wolke ist."
(Osho, Mein Weg: der Weg der weißen Wolke)
Publiziert am: Donnerstag, 26. Januar 2023 (260 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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