Nicht mehr noch mehr
Ich wollte bisher immer mehr,
immer noch mehr, immer noch weiter.
Jetzt will ich nicht mehr noch mehr wollen,
nicht mehr noch immer weiter wollen.
Ich will nicht mehr mehr als das, was jetzt schon da ist.
Noch mehr, das ist nicht immer auch mehr wert.
Ich kann doch einfach mehr die Augen öffnen,
um mehr zu seh´n in dem, was jetzt schon da ist.
Ich kann in dem, was es schon gibt.
mehr Weite, Höhe, Tiefe finden.
Ich muss doch nicht mehr suchen, noch mehr suchen.
Es gibt schon da, wo ich jetzt bin,
mit dem, was ich ja jetzt schon hab´,
mit Augen, Ohren, Händen, Füßen
mehr als ich brauch´, mehr als genug zu finden.
Kommentar:
Die Welt ist groß genug für jedermanns Bedürfnisse.
Sie ist nicht groß genug für jedermanns Gier.
Wir bitten im „Vater unser“:
„Unser tägliches Brot gib uns heute!“
Wir bitten nicht - und sollten auch nicht bitten:
„Gib uns Korn, Käse, Wurst - am besten auch noch Sekt und Kaviar - für einen ganzen Monat!“
Eine Vor-Geschichte dazu findet sich schon im Alten Testament:
Während der 40jährigen Wanderung der Hebräer durch die Wüste versorgt sie Jahwe „mit Brot in Form des Manna, das sie jeden Morgen finden. In Bezug auf das Einsammeln des Manna werden ihnen zwei höchst bedeutsame Gebote erteilt. Das eine lautet, dass sie nicht mehr nehmen dürfen, als sie an einem Tag essen können. (Wer trotzdem mehr nimmt, findet das Übriggebliebene am nächsten Morgen wurmig vor.) Die Bedeutung des Gebots ist klar: Man soll die Nahrung essen und nicht aufsparen; man soll das Leben leben, nicht horten. Genauso wie es in der Wüste keine Häuser gibt, gibt es dort auch keinen Besitz. In einem Klima der Freiheit dienen alle Dinge dem Leben, aber das Leben dient nicht dem Besitz.
Das andere, noch wichtigere Gebot im Zusammenhang mit dem Einsammeln des Mannas ist die Einsetzung des Sabbats, von dem hier zum ersten Mal die Rede ist. Das Volk soll jeden Tag Manna einsammeln; am sechsten Tag aber sollen sie die doppelte Tagesration einsammeln (und das Übriggebliebene wird am siebten Tag nicht verdorben sein) ...“
(Ex 16, 13-30; nach E. Fromm, Ihr werdet sein wie Gott)
Sucht des Suchens
die nie findet,
(auch nicht finden will und kann),
weil vom Finden sie nichts weiß,
die nicht kennt gelöschte Flamme,
nur ein Feuer - lodernd heiß - ;
die erschaudert vor dem Finden,
weil das ist ihr sicherer Tod,
immer Neues sich erfindet
ohne Sinn und ohne Not;
die uns hält gehetzt, getrieben
immer vorwärts ohne Rast,
nicht ersterben will im Frieden;
sie gedeiht ja nur in Hast.
Nur in ihrem Tode kann erst
wahres Leben aufersteh’n.
Weil das Glück im Frieden gründet,
muss sie gründlich untergeh’n.
.
Publiziert am: Samstag, 05. März 2016 (1179 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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