Wesen ohne Wesen

 

 

Von ihrer Dauer her geseh'n

sind Nichtse alle Jetzte.

Denn jedes Jetzt, das ist zugleich

das erste und das letzte.

 

Muss ich dann also angstvoll mich

gegen das "Nicht-Sein" wehren,

erstreben, Bleibendes zu sein,

mir Dauerndes begehren?

 

Ich bin im Nun schlicht nur "an sich",

ein Da-Sein ohne Wesen,

entwerfe mir nicht ein "Für-Mich" -

vom Ego-Zwang genesen.

 

Nicht wichtig ist hier fremder Blick,

durch den ich mich erfinde,

durch den ich flüchte vor dem Nichts

in tiefe, schwere Gründe.

 

Es hat kein Wesen in sich selber seinen Grund -

außer der Eine, Ganze, aller Wesen Sein.

Die Einzelwesen, die sind nur Erscheinung.

Ihr Ruhen in sich selber ist nur Schein.

 

Ich bin im Glück als Wesen ohne Wesen.

Ich will keins suchen, will mir auch keins geben.

Ich will nur alles, was jetzt da ist, sein.

Ich brauche keine Dauer, um zu leben.



 

 

Kommentar:


 

Ohne Dauer
 

Ein Da-Sein ohne Dauer -

ein loser Stein, ein nächster,

nicht festgefügte Mauer - 

soll heut' mein Leben sein.

 

Nur Lockeres ist leicht,

ein unbeschwertes Schweben -

nicht für die Zeit gemacht,

all-ein dem Jetzt gegeben.

 

Das Bleibende, das legt sich

wie Blei auf müde Glieder.

Wie sanfter Wind erfrischt

was jetzt ist, dann nie wieder.

 

 

Publiziert am: Donnerstag, 07. Januar 2021 (1134 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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