was ich las bei Spinoza
Diese Strophe lautete zunächst folgendermaßen:
Wenn stimmt, was ich las bei Spinoza,
als du gerade starbst in Bergen,
kühn zum Himmel ragend,
geschah zu diesem Zeitpunkt einfach nur:
Gott als Lawine wirkte ein auf Gott als dich.
Auch du bist ja ein starker Ausdruck seiner Wirkungskraft.
Gott ließ in sich einfach sich selbst gescheh' n -
Er spielte mit sich selbst und für sich selbst ein Spiel –
gelassen, friedvoll, heiter,
ruhend in sich selbst.
Das wäre in etwa meine eigene Wirklichkeitskonstruktion gewesen:
das seiner selbst bewusste, in freier Wahl sich selbst erschaffende Absolute -
alles in sich enthaltend, nichts für sich behaltend.
Doch die erste Zeile der Strophe verpflichtet mich ja dazu, die Wirklichkeitskonstruktion Spinozas wieder zu geben.
Und jeder, der sie in ihrer ursprünglichen Fassung gelesen hätte und Spinoza kennt, hätte gesagt:
"Der hat entweder Spinoza nicht gründlich gelesen oder nicht richtig verstanden."
Spinozas Gott und die "Natur" sind eins.
Und diese "Gottnatur" ist Ursache und Wirkung,
Sie ist jedoch nicht Mittel, Ziel und Zweck.
Sie ist Notwendigkeit, nicht freier Wille.
Sie spielt nicht, will nicht spielen, kann nicht spielen,
auch nicht für sich, mit sich und in sich selbst.
Spinozas Gott lässt nichts geschehen - auch nicht in sich.
Die "Gott-Natur" geschieht von selbst,
ist ohne Absicht, ohne Auswahl
einfach der Ausdruck ihrer selbst.
Publiziert am: Dienstag, 26. Mai 2020 (1063 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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