Nicht alles, doch genug



Manche Eltern, nicht alle,

fragen mich manchmal:

„Hab’ ich alles richtig gemacht?“

Und ich antworte meistens, nicht immer:

„Nicht alles; viel; das Meiste; genug.“

Manchmal sage ich - scherzhaft:

„ ,Immer’ stimmt nie.“

,Immer’ stimmt selten,

jedoch nicht nie.

Daher sage ich manchmal

auch ,immer’ und ,nie.

 

 

 

 

Kommentar:

Worte der Unbegrenztheit

‐ wie „nirgends“ und „überall“, „immer“ und „nie“,

„jeder“ und „keiner“, „alles“ und „nichts“ ‐

sie stimmen in der Unendlichkeit des Himmels.

Hier stimmen sie entweder immer oder nie,

immer und nie - und keins von beiden.

 

Sie stimmen jedoch nicht auf der begrenzten Erde,

sie passen nicht zur Welt der Endlichkeit.

Hier schaffen Grenzen Vielfalt an getrennten Formen,

bewegtes Wechsel‐ und Zusammenspiel der Unterschiede:

nebeneinander wie in einem Teppich, bunt gewebt,

ein reges Miteinander, gegenseitig sich befruchtend,

leider auch gegeneinander, hassend sich bekämpfend.

Worte der Unbegrenztheit schränken hier nur Lebensfülle ein,

auf die verengte Wahl zwischen zwei Möglichkeiten,

auf ein verkürztes Denken, das die Zwei nicht überschreitet,

eine verarmte Welt, beschränkt auf Schwarz und Weiß,

ohne die Vielzahl abgestufter grauer Töne,

ohne den Reichtum wunderschöner Farben, lichtdurchflutet.

 

Worte des Grenzenlosen passen zur kargen Einfachheit des Himmels.

Sie passen nicht zur üppigen Mannigfaltigkeit der Erde.

Hier öffnen Worte der Begrenztheit vielfach Richtungen und Wege,

die wählbar, sehbar, gehbar sind.


Auf der Erde passen „hier“ und „dort“,

„jetzt“, „gestern“, „morgen“ und „in einem Jahr“,

„selten“ und „manchmal“, „oft“ und „meistens“,

„wenig“ und „viel“, „das Meiste“ und „genug“.





Der Himmel ändert sich nicht,

ändert sich nie.

Der Himmel ist für immer, was er ist,

bleibt immer, wie er ist.

 

 

Die Erde ändert sich,

ändert sich mit der Zeit, von Zeit zu Zeit,

ist manchmal so und manchmal anders,

ist heute so und morgen anders.


Verwechsel nicht den Himmel mit der Erde!

Denn was im Himmel gilt,

gilt nicht auch auf der Erde.


 

Doch von der Ewigkeit des Himmels

gibt es auch etwas auf der Erde:

Die Erde ändert sich immer,

bleibt nie, was sie ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Publiziert am: Montag, 23. März 2020 (985 mal gelesen)
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