In der Spirale


 

Wir sind jetzt, liebe Leserin, an das Ende des Weges gelangt, den wir gemeinsam gegangen sind. Wege, die zwei Wesen, durch ihre Körper zugleich verbunden und getrennt, zusammen gehen, miteinander und nebeneinander, fangen irgendwann an und hören irgendwann auf. Sie gehören in das Reich der Zeit, das Grenzen hat.

Jeder von uns wird dann wieder auf seinem eigenen Weg sein, allein, von anderen Wesen getrennt, mit anderen Wesen verbunden, wird im Land der Zeit auf Wegen gehen und im Land der Nicht-Zeit einfach da sein, im Land der Drei auf dem WEG, der nie angefangen hat und nie aufhört, der immer anfängt und immer aufhört.

Doch die Gedichte, die wir gemeinsam durchschritten haben, werden Orte sein, an denen wir verbunden waren, an denen wir uns auch wieder verbinden können, verbunden bleiben können.

 

Im Land der Wege sind wir ja schon am Anfang gewesen, von dort sind wir aufgebrochen, und jetzt kommen wir wieder dahin zurück, wo wir begonnen haben.

Doch auf dem Weg, den wir gegangen sind, haben wir eine ganze Welt dazugewonnen.

Gewissermaßen sind wir im Kreis gelaufen, so, wie es T. S. Elliot empfohlen hat:

„Wir sollten nicht mit dem Forschen aufhören. Und am Ende unseres Forschens werden wir dort ankommen, wo wir angefangen haben, und diesen Ort zum ersten Mal kennen.“

Nur, wer in der Rose die Nicht-Rose sehen kann, sieht die wirkliche Rose.

Doch dieser Weg, er war nicht wirklich ein Kreis. Unser Weg war eine spiralenförmige Rampe, bei der die Windungen genau übereinander liegen. (Wenn man senkrecht von oben darauf guckt, sieht man nur einen Kreis). Wir stehen wieder an derselben Stelle, jedoch eine Stufe höher.

Die Spirale ver-eint die Qualitäten des ewig in sich ruhenden Kreises und der sich ewig bewegenden, aus der Unendlichkeit kommenden und in die Unendlichkeit gehenden Geraden.

Alles wiederholt sich in „ewiger Wiederkehr“ (Nietzsche), alles ist von Anfang an schon da,

doch diese Wiederkehr schreitet doch voran, erhebt sich auf immer höhere Stufen.

In der Spirale kommen wir immer an, sind immer schon angekommen, und wir kommen nie an, gehen immer weiter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Publiziert am: Donnerstag, 19. März 2020 (1178 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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