Ich bin der Hörer, das Gehörte und das Hören
Ich bin
der, der den Brunnen plätschern hört,
der Brunnen, der sein Plätschern hört,
das Plätschern, das sich selber hört.
Ich bin
der Hörer, das Gehörte und das Hören,
in Einheit miteinander und doch auch getrennt,
verschieden voneinander und doch auch dasselbe.
Ich bin
zwar auch, jedoch nicht nur das Subjekt,
bin auch das Objekt, auch das Prädikat.
Ich bin
zwar auch Erfahrender, jedoch nicht nur,
auch das Erfahrene und das Erfahren.
Ohne die Anderen kann in dieser Dreiheit keiner sein,
und nur gemeinsam können diese Drei entstehen,
nur miteinander bleiben und besteh’n.
Kommentar:
Wenn das so ist, dann kann ich
mich nicht als Dauernder erfahren.
Was ich erfahre, das ist ausnahmslos
Erscheinung, flüchtig, fließend,
sich immer ändernd, ohne Grund.
In der Erfahrung bin auch ich
in jedem Augenblick ein Anderer,
muss steter Wandel sein, der immer währt,
der unaufhörlich, ewig dauernd ist.
Als bleibend kann ich mich nur denken.
Doch tu ich das, trenn ich mich ab
von allem, was nicht dauert,
von allem, was nicht bleibt.
In der Erfahrung gleich ich einem Brunnen:
in jedem Augenblick, andauernd
ein anderes Bild für meine Augen.
Dass er auch genauso stetig,
zugleich dasselbe Wasser bleibt,
kann ich nicht seh'n, nur denken.
Publiziert am: Dienstag, 17. März 2020 (1113 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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