Berg-Gipfel, Berg-Flanken
Der Berg lebt nicht am Gipfelkreuz,
er lebt an seinen Flanken.
Das gilt für jeden, Aletschhorn,
K2 und Karawanken.
Wo Efeutriebe sich mit Kraft,
um Ahornstämme ranken;
wo Dohlen sich mit viel Geschrei,
wegen des Futters zanken;
wo Kühe grasen auf der Alm,
Gemsen im Fels nicht schwanken;
Kapellen still mit Kerzenlicht
für milde Gnade danken;
wo Hütten uns mit ihrem Dach
vor Sturm und Hagel schützen;
bei Hitze kühlend Schatten spenden,
damit wir nicht mehr schwitzen;
da lebt der Berg, da gibt er uns
gar manche reiche Gaben.
Wir können uns – haben wir Durst
an frischen Quellen laben.
Doch auf der schmalen Spitze ist
der Berg ein toter Ort.
Hier kann nichts wohnen, dauernd bleiben;
was lebt, muss wieder fort.
Der Gipfel dient dem Leben nicht.
Der Gipfel dient dem Sehen.
Die Aus-Sicht ist dort wunderbar.
Dafür will ich dort stehen.
Schon wenn ich ankomm, weiß ich ja:
Ich muss bald wieder gehen.
Jetzt ist ein großer Augenblick,
doch bleibt er nicht bestehen.
Auf der Hütte
Der schmale Pfad geht noch da drüben weiter.
Mein heut'ger Weg jedoch, der endet hier.
Ich steige nicht mehr höher auf der Leiter,
genieße in der Hütte jetzt ein Bier.
Der Gipfel dort lockt mich zu sich nach oben,
verspricht mir einen Ausblick, weit und breit.
Doch hier zu bleiben will ich mir geloben.
Ich bin zu noch mehr Mühsal nicht bereit.
Der Gipfel, der ist kahl, hier ist es bunter.
Die Kühe wiederkäuen still das Almengras.
In zehn Minuten fahr' ich mit der Gondel runter -
nach einer Zeit, in der ich Zeit vergaß.
Einige Bilder:
Publiziert am: Montag, 02. März 2020 (975 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera
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