Wenn du, lieber Leser, "depressiv" werden willst oder es schon bist und es auch bleiben willst, habe ich für dich eine "Anleitung zum Lebensüberdruss - der sichere Weg in die Verzweiflung" geschrieben:




( Achte beim folgenden Gedicht nicht auf die schöne Form, achte nur auf den bedrückenden, krankhaften, krank machenden Inhalt!)


Treibgut


Lästiger Abfall, der den Weg versperrte,

mit einem Fusstritt achtlos über Bord gestossen,

wertloses Blech, vom Pech geschwärzt, mit Öl beschmiert,

das hohl und leer einsam im Wasser trieb,

von einer hohen Welle, einer jähen Windbö

plötzlich ans Land geweht und angeschwemmt,

lieg ich nun da – endgültig hier gestrandet,

wie ein verrosteter, nicht mehr gebrauchter Zug,

für alle Zeit aufs Abstellgleis geschoben.


Es wird kein Wind mehr kommen, keine hohe Welle,

um mich erneut zurückzuholen in den Strom.

Der Platz, auf dem ich ruh’ am steilen Ufer,

ist unerreichbar selbst für starke Wellen.

Unrettbar abgeschnitten von den Wasserfluten,

schwimm ich im großen Strom des Lebens nicht mehr mit.


Von Weitem rufen dröhnend die Sirenen

der vielen Schiffe, die durchs Wasser gleiten:

„Komm doch zurück zu uns ins Schaukelspiel der Wellen!

Lass’ dich doch einfach wieder abwärts treiben!“


Doch will ich gar nicht, dass die wilde Strömung

mich neu erfasst, ergreift und wieder mitreißt.

Ich kann ja leider nicht zerfließen und zerfallen,

kann mich ja nur vom Rost zerfressen lassen.

Doch werd’ auch ich ja irgendwann vergeh`n,

vom Zahn der Zeit zerrieben mich ins Nichts auflösen,

erlöst in Schlaf versinken und nicht mehr erwachen.

Und hoffentlich werd’ ich nicht aufersteh’n.


Ich sehne mich nach Frieden, will nur liegen bleiben,

für immer ruhen, mich nicht mehr bewegen,

von nichts bewegt sein und von nichts berührt.

Ich will nichts mehr ergreifen, nichts begreifen,

und ich will auch von nichts ergriffen sein.


So lieg ich da und schaue auf das Wasser,

das weiterfließt, auch ohne mich zu tragen,

das weiterfließt auch ohne meine Last,

entsorgtes Blech, das viel zu lang noch rostet,

nur noch besorgt, dass es den Tod verpasst.





Du kannst dich auch von folgendem Gedicht inspirieren lassen. Am besten suchst du in ihm nach einem verborgenen Sinn. Da es keinen gibt, wirst du keinen finden, - es ist nur wegen des Reims geschrieben - und wirst dementsprechend "frustriert" sein.




Wampe, Pampe, Schlampe, Lampe



Träge sitzt er auf der Couch –

halb schon weg und kaum noch hier –

vor der 10. Flasche Bier.



In der Küche macht die „Alte“ –

kaum noch Haut, fast nur noch Falte –

eine fade Eierpampe.



Furzend, rülpsend reibt er sich

seine fette, pralle Wampe,

schreit sie an: „Du miese Schlampe!“



Über ihm, da flackert müde

durch den Staub von vielen Tagen

trübes Licht von einer Lampe.






Um die Wirkung des Gedichts noch zu verstärken, füge ich ein depressionsförderndes Foto hinzu.

Hänge es so in deinem Schlafzimmer auf, dass es das Erste ist, was du morgens nach dem Aufwachen bemerkst, und das Letzte, worauf dein Blick abends vor dem Einschlafen fällt!



Sage dir jeden Morgen:

Dieses Foto ist das perfekte Abbild des Lebens. Es endet doch auf einem Abstellgleis, auf dem man wartet, trostlos und hoffnungslos, auf den Sturz in den Abgrund, ins Nichts, in gähnende Leere.





Als vertiefende Lektüre empfehle ich dir Kafka, „Das Schloss“ oder „Der Prozess“.

Samuel Becketts „Warten auf Godot“ ist auch ganz gut geeignet.





Vor allem mache einen Satz zu deiner grundlegenden Wahrheit!

Präge ihn dir als Motto ein, nach dem du dich immer richtest!

Und sorge dafür, dass du ihn nie vergisst!


Man kann aus jeder Lösung ein Problem machen.







Wenn du, lieber Leser, nicht mehr depressiv sein willst oder es erst gar nicht werden willst, empfehle ich dir, den Ratschlägen zu folgen, die in den folgenden Texten enthalten sind.




Das Wichtigste zuerst. Es ist die Grundlage für alles Weitere.

Alles Folgende baut darauf auf, ist ohne diese Grundlage wirkungslos:



Was du fühlst, was sich in dir denkt, ist nicht die Wirklichkeit.

Es ist nur deine Sichtweise.



In einem depressiven Prozess sieht man eine Welt, die entweder zu anstrengend oder nicht lohnenswert ist – oder beides.

Wenn du meinst, dass das wirklich so ist, sitzt du in einer Falle, aus der du nicht entkommen kannst.






Der weiße Blumentopf, der schwarz aussieht



Stell' dir vor, du wachst auf, öffnest die Augen, und alles, was du siehst, sieht schwarz aus, auch die Blumentöpfe, die Heizung, die Tapete, die alle mal weiß ausgesehen haben und die auch weiß aussehen sollten. Wenn du dann glaubst, dass all das, was weiß sein sollte, wirklich schwarz geworden ist oder schon immer schwarz war, wirst du entweder annehmen, dass an diesem unbefriedigenden Zustand nichts zu ändern sei und resignieren. Oder du hast ein unlösbares Problem, ein Dilemma, weil du versuchst, die scheinbar schwarzen Blumentöpfe weiß zu streichen. Du gehst dann vielleicht in einen Baumarkt, findest auch einen Farbeimer, auf dem geschrieben steht: „weiß“. Aber wenn du dann den Deckel öffnest, sieht auch diese doch angeblich weiße Farbe schwarz aus. Und wenn du mit dieser Farbe den ersten Blumentopf streichst, bleibt die Farbe schwarz und der Blumentopf auch. Du kannst den Blumentopf nicht weiß streichen, weil er ja schon immer weiß war und auch jetzt immer noch weiß ist. Du sitzt in einer Falle, aus der du nicht entkommen kannst.

Du hast nur eine Chance, aus dem Gefängnis dieser düsteren Scheinwirklichkeit zu entkommen, wenn du dir sagst: "Moment mal, ich kann mich doch noch gut daran erinnern, dass diese Blumentöpfe, diese Heizung, diese Tapete doch gestern noch weiß ausgesehen haben. Sie können doch nicht plötzlich über Nacht schwarz geworden sein: Nicht tatsächlich, nicht wirklich. Dass sie jetzt plötzlich schwarz aussehen, muß an mir liegen. Bei mir muß sich etwas geändert haben, meine Sichtweise". Und dann entdeckst du vielleicht, dass du dir, bevor du eingeschlafen bist, eine schwarze Brille aufgesetzt hast, durch die du nur alles schwarz sehen kannst, schwarz sehen musst. Vielleicht erinnerst du dich jetzt auch wieder daran, dass du dir die schwarze Brille aufgesetzt hast, weil du deine durchsichtige verlegt hast, und du weißt nicht, wo. Du musst auch weiterhin alles schwarz sehen, da du die schwarze Brille nicht einfach absetzen kannst, solange du die durchsichtige nicht wiedergefunden hast. Irgendeine Brille brauchst du, und es ist besser, alles schwarz zu sehen, als alles verschwommen und unscharf zu sehen. Aber du weißt jetzt, dass die Blumentöpfe, die Heizung und die Tapete nicht wirklich schwarz sind oder schwarz geworden sind. Du kannst zwischen der Wirklichkeit und deiner Sichtweise unterscheiden. Und du mußt nicht krampfhaft vergeblich versuchen, die schon weißen Blumentöpfe weiß zu streichen. Du kannst in Ruhe nach deiner durchsichtigen Brille suchen, mit der Zuversicht, dass du sie irgenwann irgendwo schon finden wirst, und dass du dann die Dinge wieder so sehen wirst, wie sie wirklich sind: einige weiß, andere schwarz, viele grau, und die meisten farbig.




Ich habe dich, lieber Leser, nicht ohne Absicht "indirekt" gefragt, ob du depressiv werden bzw. bleiben willst - oder nicht. Ob man depressiv ist oder nicht, das ist kein Schicksal, dem du ohnmächtig ausgeliefert bist, weil die Wirklichkeit eben schlimm und schrecklich ist und man sie ja nicht anders sehen kann und sollte, als sie nun mal ist. Wenn du sie als schlimm und schrecklich siehst, dann ist das nur deine Sichtweise, die du wählen, wollen, für die du dich entscheiden kannst.





„Aber“, wirst du, lieber Leser, an dieser Stelle vielleicht einwenden, „was ist denn, wenn die Blumentöpfe wirklich schwarz geworden sind? Kann die Wirklichkeit denn nicht wirklich schlimm sein, so dass ich völlig zu Recht unglücklich bin?“


Natürlich. Manchmal, jedoch nicht oft, gibt es Menschen, in deren Leben das Unglück tatsächlich überwiegt.

Denen erzähle ich dann manchmal folgende Geschichte:




Der Fluss und die Berge


Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Fluss, der eine Zeit lang leicht und unbehindert fließen konnte. Aber nach einiger Zeit wird das immer schwieriger, es gibt kaum noch ein Gefälle, und schließlich merkt der Fluss, dass es anscheinend überhaupt nicht mehr weitergeht. Er guckt nach oben, um herauszufinden, woran das liegt, und sieht sich von lauter hohen Bergen umgeben, einer noch höher als der Andere, so dass ein Durchkommen unmöglich erscheint. In dieser Situation hat der Fluss zwei Möglichkeiten, zu denken und sich zu verhalten:

Er könnte aufhören, zu fließen, statt dessen nur noch auf die Berge starren, sich einen Berg nach dem anderen ansehen und dabei denken: „Diese Berge sind so schrecklich hoch, dagegen hab ich kleines Flüsschen doch gar keine Chance.“ So schaut er vom einen zum anderen, und wenn er beim letzten Berg angekommen ist, fängt er beim ersten wieder an. Und er erinnert sich daran, dass er mal gehört hat, in Russland soll es Brüder und Schwestern geben, die haben es auch tatsächlich nicht mehr geschafft, weiterzufließen, und sind als Salzsee geendet. Und er schaut noch weiter nach oben, sieht die Sonne, die erbarmungslos scheint, ist sich nun sicher, dass auch er ein solches Schicksal erleiden wird. Und er schaut weiterhin auf den Ring der Berge, denen er diese ausweglose Situation verdankt.

Statt dessen könnte der Fluss Folgendes denken: „Es ist offensichtlich so, dass ich mit der Sonne in einem Wettlauf stehe, bei dem es für mich, für die Sonne ja nicht, um Leben und Tod geht. Aber gerade weil das so ist, kann ich mir gar nicht leisten, aufzuhören, zu fließen, und statt dessen nur auf die hohen Berge zu starren, die meine fast aussichtslose Lage schaffen. Keiner der Berge wird dadurch, dass ich ihn anschaue, auch nur einen Meter niedriger. Und die Sonne hört in der Zeit, in der ich in Untätigkeit erstarre, nicht auf, zu scheinen.

Nein, gerade weil die Lage so ungünstig ist, will ich meine ganzen Kräfte sammeln, bündeln und darauf ausrichten, doch eine Lösung zu finden. Ich folge einfach konsequent der Richtung, die ich gewählt habe und die mir durch meine Natur vorbestimmt ist. Alles Wasser will zurück zum Meer. Und was ist das Meer? Es ist der niedrigste Punkt auf der Erde. (Dass es ja Gebiete gibt, die unter dem Meeresspiegel liegen, kann der Fluss in dieser Situation getrost vernachlässigen.) Also suche ich mir jetzt genau hier, wo ich jetzt aufgehalten und behindert werde, die Stelle, die am tiefsten liegt. Denn sie ist die größtmögliche Annäherung an mein Ziel. Ich frage mich dabei nicht, wie weit ich damit komme. Es sind vielleicht nur ein paar Meter. Aber diese wenigen Meter sind etwas wert, lohnen sich. Sie führen mich weiter in die richtige Richtung. Vielleicht liegt diese Stelle nur zehn Zentimeter tiefer. Aber auch das lohnt sich. Denn ich bewege mich in die richtige Richtung.

Nein, ich will jetzt nicht aufgeben, mich nicht aufgeben. Dazu ist es noch zu früh. Das kann ich später immer noch. Meine Lage ist so, dass ich nur auf ein Wunder hoffen kann. Wunder sind selten, sind nicht sehr wahrscheinlich. Man kann nicht mit ihnen rechnen. Doch sie sind nicht unmöglich, sie können geschehen. Nur wenn ich aufgebe, können sie nicht mehr geschehen. Dann verhindere ich selber, dass sie geschehen."



Wenn Sie sich in der Natur umschauen, dann werden Sie finden, dass sich Flüsse tatsächlich so verhalten. Die Natur zeigt sich hier in einer mit Klarheit und Entschlossenheit verbundenen Intelligenz, von der wir als Menschen viel lernen können. Ich hatte das Glück, einmal am Rand des Grand Canyons zu stehen. Das ist ein überwältigender Anblick. Man kann sehen, wie sich da der Colorado River über 1000 Meter in die umliegende Hochebene, die große amerikanische Wüste, gefressen hat, um so seinen Durchbruch zum Pazifischen Ozean zu erzwingen.



Wenn du dich in eine dunkle Höhle verirrt hast, um dich herum fast nur Dunkelheit, macht es keinen Sinn, dir immer wieder diese Dunkelheit anzuschauen. Die Dunkelheit kannst du nicht hell sehen. Nur eine Fackel könnte die Dunkelheit hell machen. Aber die hast du leider nicht. Wenn es an einer Stelle etwas heller ist, sieh dorthin! Dass es dort etwas weniger dunkel ist, könnte daran liegen, dass ein Bisschen Licht vom Höhlenausgang an diese Stelle fällt. Sieh dorthin! Das ist die richtige Richtung. Und geh’ in diese Richtung!









Meer, Quallen und heißer Sand


Vielleicht verhältst du dich, lieber Leser – genauso wie ich - manchmal wie in der folgenden kurzen Geschichte:

Du stehst auf der letzten Düne und blickst über den breiten Sandstrand auf das Meer. Es ist heiß und das Meer lockt mit frischem, klarem Wasser zum Baden. Du willst schon losgehen, da fällt dir ein: „Nee, auf dem Weg über den Strand gibt es sicher Quallen, liegen viele Scherben, in die ich rein treten werde, und bestimmt muss ich auch noch durch heißen Sand laufen. Dazu hab ich überhaupt keine Lust. Ich bleib doch einfach hier.“ Wenn du diesen pessimistischen Phantasien folgst, bleibst du in der schwülen, drückenden Sommerhitze und verpasst das erfrischende Bad im Meer. Vielleicht bleibst du auch für einige Augenblicke auf der Düne stehen, unentschlossen, zögernd, auf irgendetwas unklar wartend, ohne genau zu wissen, auf was. Jetzt, wo du untätig herumstehst, merkst du vielleicht erst, dass ein leichter Wind weht, den du gar nicht wahrgenommen hast, solange du dem Meer zustrebtest, und den du jedenfalls gar nicht als unangenehm erlebt hast. Solange du zum Baden ins Meer wolltest, hast du ihn einfach als unwichtig ignoriert. Nun aber, wo die Aufmerksamkeit nicht mehr auf ein Ziel ausgerichtet und dadurch gebunden ist, lässt du zu, dass sie von bisher unbedeutenden Randerscheinungen „eingefangen“ wird, die zunehmend negativ eingefärbt werden. Du fängst an, den Wind als störend zu erleben, dich von ihm belästigt zu fühlen, da er ab und zu etwas Sand in dein Gesicht bläst. Und da du nicht mehr weißt, was du willst und wohin du willst, und immer mehr nur noch unangenehme Schwierigkeiten, Störungen und Hindernisse siehst, gehst du mürrisch und unzufrieden ins Hotel zurück, legst dich ins Bett und ziehst die Decke über den Kopf.

Günstiger wäre es, schon die ersten negativen Gedanken, die wie ein automatisches Programm in dir auftauchen und ablaufen, zu unterbrechen und zu verwandeln, damit sie nicht diese unbefriedigende „Kettenreaktion“ auslösen, indem du dir Folgendes sagst: "Also stop mal! Die Quallen, die Scherben und der heiße Sand existieren doch erst einmal nur als Phantasie in meinem Kopf. Das einzig wirkliche an diesem Gedanken ist doch zunächst nur, dass ich ihn denke oder besser, dass er sich in mir denkt. Dass dieser Gedanke jetzt in meinem Geist, in meinem Bewusstsein abläuft, als ein inneres Ereignis, ist ohne jeden Zweifel eine Tatsache, völlig eindeutig eine Wirklichkeit in meiner Innenwelt. Aber ob es zu dieser inneren Tatsache draußen in der Außenwelt eine Entsprechung gibt, eine äußere Tatsache und Wirklichkeit, das weiß ich doch gar nicht. Wenn ich mir diese äußere Wirklichkeit anschaue, gibt es zunächst gar keine Hinweise darauf. Wenn ich über diesen Strand gucke, ist, wenigstens, so weit ich sehen kann, keine einzige Scherbe und Qualle zu sehen. Auch kein heißer Sand. Dass es da Quallen, Scherben und heißen Sand gibt, ist also erst einmal nur eine Phantasie, für die es keine Hinweise aus der Erfahrung gibt.

Zweitens, selbst wenn es diese unangenehmen Hindernisse und lästigen Schwierigkeiten geben sollte - was ja nicht einmal wahrscheinlich ist, ich habe doch Augen, sie zu sehen, und Füße, um sie herumzulaufen, jedenfalls, was die Scherben und die Quallen angeht.

Drittens, selbst wenn mir im Umgang mit dem heißen Sand meine Augen und Füße nichts nützen, weil ich nicht um ihn herumlaufen, ihm nicht ausweichen, es nicht vermeiden kann, durch ihn durchzulaufen. Was sind die paar Sekunden, in denen ich dann durch heißen Sand laufen muss – das ist vielleicht für ein paar Momente ein Bisschen unangenehm für die Füße - im Vergleich zu den vielen Sekunden, der langen Zeit im frischen Wasser. Ich will ins Meer, das ist mir wichtig, das ist mir etwas wert, das lohnt sich, und deshalb bin ich bereit, für diese lohnenswerte Erfahrung ein paar unangenehme Erfahrungen in Kauf zu nehmen; ich bin bereit, einen Preis für sie zu bezahlen.

Und zwar sofort, ohne noch länger sinnlos auf etwas zu warten. Worauf sollte ich denn warten? Darauf, dass der Sand sich abkühlt? Dass die Quallen und Scherben, die es ja wahrscheinlich gar nicht gibt, sich von selbst in Luft auflösen. Es gibt keinen Grund, zu warten. Ich weiß, was ich will. Ich weiß, wo ich hin will, ins Meer. Und deshalb gehe ich jetzt los.“



Dieses Beispiel beschreibt, wie man in einen sich selbst behindernden und lähmenden Prozess hineingerät und wodurch man in ihm gefangen bleibt, sich selbst gefangen hält. Sie macht aber auch deutlich, wie man aus einem solchen inneren Gefängnis auch wieder herauskommen kann.




Beides, die Prinzipien des Sich-Gefangen-Nehmens und die Prinzipien des Sich-Befreiens

will ich im Folgenden etwas ausführlicher darstellen.









Das Wichtigste, Grundlegenste zuerst:

Leben im "Sein oder Nicht-Sein, das ist die Frage."

Leben in dem, was nicht ist

oder

Leben in dem, was da ist



Leben in dem, was nicht mehr da ist

oder

Leben in dem, was noch da ist




Leben in dem, was fehlt (im Mangel)

oder

Leben in dem, was genug ist




Leben in dem, was stört (in Mängeln)

oder

Leben in dem, was gut genug ist








Wichtig ist auch,

ob ich bereit bin, in dem zu leben, was ist,

oder ob ich mich weigere, dagegen wehre, in dem zu leben, was ist.



Ich sehe in neuen, erstmaligen, unbekannten, unberechenbaren Erfahrungen eine

Bedrohung, Belastung und Überforderung.

Ich will sie vermeiden, Ich klammere mich an das Gewohnte, Bekannte, Vertraute.


Oder


Ich bin neugierig auf neue Erfahrungen, finde sie interessant, sehe in ihnen eine

spannende Herausforderung.

Ich suche solche Erfahrungen, gehe auf sie zu, gehe in sie rein.





Ich will meine Ruhe behalten.

Deshalb verliere ich sie.


Oder


Ich lasse meine Ruhe los.

Deshalb behalte ich sie.





Ich denke: "Etwas ist schwierig.

Deshalb vermeide ich es".


Oder


Ich denke: "Ich vermeide etwas.

Dadurch mache ich es schwierig."





Ich sehe Schwierigkeiten als Belastung.


Oder


Ich sehe Schwierigkeiten als spannende Herausforderung.





Ich weiche vor Schwierigkeiten zurück.


Oder


Ich gehe auf Schwierigkeiten zu.










Ob ich in dem lebe und leben will, was ist, nicht in dem leben will, was ist, oder in dem leben will, was nicht ist, bestimmt,

worauf ich mein Wollen und meine Aufmerksamkeit richte.




Ich will nicht erfahren, was ich mir nicht wünsche.

Ich will unangenehme Erfahrungen vermeiden

(Quallen, Scherben, heißer Sand).


oder


Ich will erfahren, was ich mir wünsche.

Ich will mir angenehme Erfahrungen suchen und schaffen.

(im frischen Meer baden)





Ich richte meine Aufmerksamkeit auf das Unerwünschte.

Ich will weg von....

(Ich will nicht mehr so hässlich dick sein.)


oder


Ich richte meine Aufmerksamkeit unmittelbar auf das Erwünschte.

Ich will hin zu ....

(Ich will schön schlank sein.)








Eine weitere wichtige Frage ist, ob ich eine

passive oder aktive Grundhaltung zum Leben einnehme:





Ich glaube, das hilflose, abhängige Opfer der Umstände und anderer Menschen zu sein.


Oder


Ich glaube daran, aus eigenen Kräften, aus eigener Macht unabhängig und selbständig

mein Leben zu gestalten.





Ich nehme wichtig, welche Haltung andere zu mir haben.

Mir ist wichtig, wer oder was auf mich zukommt.


Oder



Ich nehme wichtig, welche Haltung ich zu Anderen habe.

Mir ist wichtig, dass und wie ich auf jemanden oder etwas zugehe.





Ich warte und erwarte –

dass andere merken, was ich will –

dass andere für mich sorgen.


Oder


Ich warte nicht auf Andere und erwarte nichts von Anderen -

Ich sage ihnen selber, was ich will –

Ich sorge möglichst selber für mich.




Ich warte darauf, dass ich Lust bekomme,

etwas zu tun.


Oder


Ich tue etwas,

damit ich Lust bekomme.




Ich schiebe Handeln auf.
"Wer bedenkt langen Rat, kommt zu spät mit der Tat."


Oder


Ich lasse keinen Raum zwischen Wahrnehmung (Gedanke) und Handeln.


"Doch wer schnell sich besinnt und beginnt, der gewinnt."







Passivität, Warten, ist eine ungünstige Haltung gegenüber den Möglichkeiten der Zukunft.

Es gibt auch eine selbstbehindernde Haltung gegenüber der Vergangenheit:

Belastende Vergangenheit nicht loszulassen, sondern unnötig an ihr fest zu halten.

Ich grübel darüber, was ich gestern versäumt habe.


Oder


Ich achte darauf, dass ich heute nichts Neues versäume.




Ich kann fragen.

Warum ist es hier schlecht (geworden)?

Warum bin ich in diesen Zustand geraten?

Warum habe ich dieses Problem?


oder


Wie kann ich es (wieder) gut machen?

Wie komme ich aus diesem Zustand wieder raus?

Wie finde ich eine Lösung?