Wenn ich alles, was in der Innenwelt geschieht, erlauben und zulassen kann, muss ich nichts, was in meiner Innenwelt geschieht , bekämpfen.


Es mag manchmal notwendig und sinnvoll sein, nach außen zu kämpfen.

Es ist nie notwendig und sinnvoll, nach innen zu kämpfen.

Meistens ist es sogar schädlich.

Im Kapitel über Angst haben wir ja schon gesehen:

Angst mache ich nur stärker, wenn ich sie bekämpfe. Ich füttere Spannung mit Spannung.


Und wenn ich störende Gedanken bekämpfe, gebe ich ihnen eine Überbedeutung, die meine ganze Aufmerksamkeit an sie bindet.


Wenn ich etwas in mir bekämpfe, fange ich einen Krieg an, in dem es keinen Sieger gibt, einen Krieg, den ich nicht gewinnen, den ich nur verlieren kann.



In einem Therapiemanual zur ACT-Therapie findet sich folgende anschauliche Schilderung dieses sinnlosen inneren Kämpfens:


„Stellen Sie sich ein Schachbrett vor, das sich unendlich weit in alle Richtungen erstreckt. Darauf stehen schwarze und weiße Figuren; sie arbeiten in Mannschaften zusammen wie beim Schachspiel. Die weißen Figuren kämpfen gegen die schwarzen. Sie können sich Ihre Gedanken, Gefühle, Meinungen, usw. wie diese Figuren vorstellen, denn die hängen auch sozusagen in Teams zusammen. Zum Beispiel treiben sich die so genannten „schlimmen“ Gefühle, wie Angst, Depression und Groll, mit den „bösen“ Gedanken und Erinnerungen herum. Das gleiche gilt für die „guten“ Gedanken und Gefühle. Nach den Spielregeln müssen Sie entscheiden, wer gewinnen soll. Sie stellen also die „guten“ Figuren auf der einen Seite auf (z. B. Gedanken, die Ihr Selbstbewusstsein stärken und Gefühle, die Sie kontrollieren zu können glauben), und die „bösen“ Figuren auf der anderen Seite (d. h., all Ihre inakzeptablen und unerwünschten Gedanken und Gefühle). Dann besteigen Sie den weißen Springer und reiten in die Schlacht, um den Sieg gegen die Angst, die Depression, das Verlangen nach Drogen, usw. zu erringen. Es ist also ein Kriegsspiel! Aber Sie stoßen da auf ein logisches Problem, denn aus dieser Warte werden Ihnen notgedrungen große Teile von sich selbst zum Feind. Mit anderen Worten, wenn Sie diesen Krieg führen, dann muss irgend etwas mit Ihnen nicht stimmen. Und da Sie sich auf gleicher Ebene mit all den Figuren befinden, sehen die so groß wie Sie oder sogar noch größer aus, obwohl Sie diese Figuren ja eigentlich in sich tragen. Und komischerweise werden die Figuren immer größer, je mehr Sie mit ihnen kämpfen. Getreu der Aussage „Wenn du nicht bereit bist, etwas zu haben, dann hast du `s gerade“, werden diese Figuren desto dominierender, je mehr Sie sie bekämpfen, bis sie Ihr ganzes Leben beherrschen. Natürlich sagen Sie sich, dass Sie diese Figuren ja irgendwann einmal bezwingen müssen, wenn Sie genug von ihnen vom Brett schlagen. Aber leider sagt Ihnen Ihre eigene Erfahrung, dass genau das Gegenteil passiert. Anscheinend kann man die schwarzen Figuren gar nicht bewusst vom Brett schlagen. Und so geht die Schlacht weiter. Langsam überkommt Sie ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, da Sie begreifen, dass Sie das Spiel nicht gewinnen können; aber Sie kämpfen trotzdem weiter. Solange Sie auf dem Rücken des weißen Springers sitzen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig als weiterzukämpfen, denn von dieser Warte aus erscheinen die schwarzen Figuren als lebensgefährlich. Leider ist das Leben in einem Kriegsgebiet aber überhaupt kein richtiges Leben.

Könnten Sie in diesem Spiel etwas anderes sein, etwas, wo dieses ausweglose Sich-Bekämpfen aufgelöst ist, keine Bedeutung hat."

(Hayes und andere, Akzeptanz- und Commitment Therapie, S.204ff)



Ja - Ich kann das Schachbrett sein.