Zuerst muss ich mich finden.

Dann kann ich dir begegnen.

(nach Fritz Perls)


Wenn ich dir zu früh begegne,

bevor ich mich gefunden hab‘,

verlier ich mich in dir,

verlier ich mich an dich.



Und (nicht aber!):



Ohne dich kann ich mich gar nicht finden.

Nur indem ich dir begegne,

leb‘ ich wirklich, werd‘ ich wirklich.

Erst durch dich werd‘ ich zum Ich.


Alles wirkliche Leben ist Begegnung.

Am Du wird der Mensch zum Ich.

(nach Martin Buber, Ich und Du)






Das klingt ja, wirst du, lieber Leser, vielleicht sagen, wieder nach einem grundsätzlich nicht lösbaren Problem – wie beim Dilemma der Stachelschweine.

Doch wir haben ja letztlich keine Wahl.

Da wir nur mit Anderen zu uns hin kommen,

müssen wir das Risiko eingehen,

durch Andere vielleicht auch von uns weg zu kommen.

Und wie sagt Hermann Hesse so treffend:

Probleme sind nicht da, um gelöst zu werden.

Sie sind lediglich die Pole, zwischen denen sich die für das Leben nötige Spannung erzeugt.











Nutze die Zeit!



Nutze die Zeit –

dafür,

dir und mir Zeit zu geben!


Nutze die Zeit –

dazu,

dir für uns Zeit zu nehmen!


Nutze die Zeit –

dafür,

dir mit mir Zeit zu lassen!


Nutze die Zeit im Geben!

Nutze die Zeit durch Nehmen!

Nutze die Zeit als Lassen!




Nutze die Zeit nicht nur für dich!

Nutze sie auch nicht nur für mich!

Nutze die Zeit mit mir für uns!









Der gekaufte Drachen


Ein Kieselsteinweg führte mich zu dem Haus.

Das Licht fiel auf englischen Rasen.

Auf seidenem Teppich stand ich im Portal

vor Gemälden und wertvollen Vasen.

Dann zeigte der Hausherr voll Stolz den Besitz:

„Was Sie sehn, gehört mal meinem Kleinen.

Dieses Haus, die Fabrik, nur für ihn tu ich das.

Dafür leb ich, ich hab’ nur den einen.“


Während er so erzählte, mit dem Glas in der Hand,

sah niemand den Kleinen, der im Türrahmen stand.

Als er anfing, zu reden, war es plötzlich ganz still.

Denn er sagte: „Papa, ich weiß nicht, ob ich das will.

Ich will mit dir einen Drachen bau’ n,

mit dir einen Drachen bau’ n.

Für so was hast du niemals Zeit.

Ich will mit dir einen Drachen bau’ n,

mit dir einen Drachen bau’ n.

Denn so ein gekaufter Drache

fliegt nicht mal halb so weit.“


Der Kieselsteinweg führt noch heut’ zu dem Haus.

Die Partys sind dort längst verklungen.

Der Mann sitzt vor mir, leicht gebückt und ergraut,

und erzählt mir leis’ von seinem Jungen.

„ Der lebt heut’ sein Leben irgendwo in der Stadt.

Es ist alles ganz anders gelaufen.

Er hat mir geschrieben, er kommt nicht mehr heim.

Ich glaub’, ich werd alles verkaufen.“


Während er so erzählt, mit wenig Hoffnung im Blick,

gehen meine Gedanken zu dem Kleinen zurück.

Er sagte damals sehr wenig, aber trotzdem so viel

mit den Worten: „Papa, ich weiß nicht, ob ich das will.

Ich will mit dir einen Drachen bau’ n,

mit dir einen Drachen bau’ n.

Für so was hast du niemals Zeit.

Ich will mit dir einen Drachen bau’ n,

mit dir einen Drachen bau’ n.

Denn ein gekaufter Drache

fliegt nicht mal halb so weit.“

(Udo Jürgens)



Lebe nicht nur (nicht mehr als nötig) darin, für Andere etwas zu tun, für eine bessere Lebensqualität später!

Sonst verpasst du, versäumst du, was zwischen dir und Anderen in der Gegenwart möglich ist. Du antwortest nicht auf das, was das Jetzt dir anbietet, was das Jetzt von dir fordert.

Lebe auch (oder mehr) darin, mit Anderen etwas zu tun, mit einer möglichst guten Lebensqualität jetzt !





Ich möchte dir, lieber Leser, folgende sehr schöne Geschichte von Leo Tolstoj nicht vorenthalten:









Gehe neben


Willst du nicht für dich alleine

ohne andere Menschen leben,

geh’ nicht vor und geh’ nicht nach,

geh’ nicht über, geh’ nicht unter,

gehe mit und gehe neben!





Kommentar:

Geh' nicht vor mir her!

Ich könnte dir nicht folgen.


Geh' nicht hinter mir!

Ich könnte dich verlieren.


Geh' nicht unter mir!

Ich könnte auf dich treten, auf dich fallen.


Geh' nicht über mir!

Ich könnte dich als Last empfinden!


Geh' an meiner Seite!

(frei nach Jorge Bucay)













Weg und gegen, zu und bei


Geh nicht weg von dem, was da ist,

nicht von dem, der dort steht, weg!

Geh' nicht gegen das, was da ist,

gegen den, der dort steht, vor!

Gehe hin zu dem, was da ist,

geh' auf den, der dort steht, zu!

Steh' bei dem, der da ist!

Stehe dem, der dort steht, bei!


Gehe zu und stehe bei!






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