Heil und heilig



 

Nur das, was heilig ist, ist heil.

Nur der, der heiligt, heilt.

Nur, das, was heil ist, ist auch heilig.

Nur der, der heilt, der heiligt.

 

 

Die Welt, die ist nicht heil.

Es gibt in ihr viel Un-heil.

Die Welt, die ist nicht heilig.

Da, wo sie glänzt im Heiligen-schein,

ist sie oft schein-heilig.


 

Die Welt kann heiler werden, doch nicht heil.

Sie kann zwar heiliger, jedoch nicht heilig werden.

Die Welt wird niemals heil und heilig sein.
 


 

 

Was selbst nicht heil ist, kann auch nicht heil machen.

Heil werden kann ich dann nicht durch die Welt.


 

Was selbst nicht heilig ist, kann auch nicht heilig machen.

Ich kann daher nicht heilig werden durch die Welt.



Kann ich denn dann heil werden in der Welt?

Kann ich dann heilig werden in der Welt?

 


 

Auch ohne Welt kann ich nicht heil, nicht heilig werden.

Ohne die Welt bin ich nicht ganz, nicht heil.

Wenn ich nicht heil bin, bin ich auch nicht heilig.


 

Ist es denn dann unmöglich, jemals heil zu werden?

Und kann ich dann auch niemals heilig werden?

 

 


 

Wenn ich die Welt nur so seh', wie sie mir erscheint,

ich in der Welt allein die Welt seh,

kann ich in ihr nicht heil, nicht heilig werden.


 

Doch das, was in der Welt nicht heil, nicht heilig ist,

ist - Gott sei Dank! - nur scheinbar wirklich,

nicht wirklich wirkend, wirklich wichtig.



Ich kann durchaus heil werden, heilig werden in der Welt.

Ich muss dafür nur in der Welt durch das hindurch,

was in der Welt ist niur scheinbare Erscheinung ist,

das seh'n, was wirklich in der Welt ist, wirkend in der Welt ist,

jedoch nicht durch die Welt, nicht von der Welt ist:

den Liebeswillen des Allmächtigen.


 

Die Welt, sie wird herrscht von einer Macht,

die gar nicht von der Welt ist:

durchdringend alles -

in Allem gegenwärtig -

in allem wirklich -

durch alles wirkend.


 

Der, der die Welt durch Heilig-Sein geheilt hat,

der kam nicht von der Welt.

Er kam für die Welt in die Welt

aus seinem Reich über der Welt.

Und seine Heil-Macht

herrscht jetzt in der Welt

über die Welt.



 

Folg' in der Welt nicht dem, was von der Welt ist!

Diene nicht dem, was in der Welt nicht heil, nicht heilig ist!

Bete nicht an, was weder heil noch heilig macht!

Nimm nicht das wichtig, was nicht wirklich ist!


 

Gehorch' der Liebe, diene ihrer Macht!

Dann folgst du dem, was heilig ist,

was heilig macht -

schon in der Welt,

auch durch die Welt.

 






 

Kommentar:
 

 

 

Die Lehrer GOTTES haben Vertrauen in die Welt, weil sie gelernt haben,

dass sie nicht durch die Gesetze regiert wird, die die Welt erfunden hat.

Sie wird regiert durch eine Macht, die  in ihnen, aber nicht von ihnen ist.

Es ist diese Macht, die alle Dinge sicher bewahrt.

Es ist diese Macht, durch die die Lehrer GOTTES auf eine Welt schauen, der vergeben ist.

 

(Ein Kurs in Wundern, Handbuch für Lehrer, 4., I., 1., 4-7)

 

 


 

Im Film "Lou Andreas-Salome" der Regisseurin Cordula Kablitz-Post hört die Titelheldin als Kind die Predigt des Pastors:

"Niemand muss sich fürchtem. Gott ist überall."

Mit der scheinbaren Frage "Dann ist Gott also auch in der Hölle?"

wirft sie dem für sie unglaubwürdigen Prediger einen wütenden Blick zu und verlässt entschlossen protestierend die Kirche.


 

Ja! Er ist auch in der Hölle.


 

Die Hölle gibt es nicht.

Was Hölle zu sein scheint, ist nur die scheinbare Abwesenheit dessen,

der in Wirklichkeit überall anwesend ist.

 



 

"Was gibt es in dieser komplizierten Welt außer Ihm,

der einfach ist wie ein alef

(der erste Buchstabe des persischen Alphabets, ein einziger senkrechter Strich) ?

Nichts, nichts."
 

(Rumi, Matnawi, 1. Buch, 1514)

 

 

 

 

 

 

Publiziert am: Mittwoch, 05. Oktober 2016 (1123 mal gelesen)
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