In der Mitte



 

Ich bin nicht Mittelpunkt der Welt,

um den sich alles andere dreht.

Die Welt ist: alles ohne mich,

ist alles außerhalb von mir,

ist alles andere - nur nicht ich.

Ich kann nicht Mitte sein von etwas,

dem ich mich gegenüberstelle,

von dem ich mich ja selber abtrenn’,

aus dem ich mich ja selber ausschließ’.


 

Doch bin ich Mittelpunkt in dem,

was mich so wie die Welt umschließt,

die Welt in mir, ich in der Welt,

im Universum, nicht gespalten

in Welt und mich, mich und die Welt,

sondern das unteilbare Eine,

das keine Trennung kennt in sich,

und auch nichts Zweites neben sich,

das keine Fugen hat und keine Nachbarn,

was sich in sich und für sich dreht.


 

Was ohne Grenzen ist, hat Mitte überall.

Es ist an jedem Punkt in seiner Mitte.

Auch ich bin neben vielen Anderen einer dieser Punkte.

Auch du bist einer dieser unzählbaren Mitten.

Doch um das auch zu wissen, musst du dich entscheiden,

nicht länger du zu sein, getrennt von einer Welt,

sondern vereint mit ihr zum unteilbaren Ganzen.


 

Die Haut trennt dich nicht ab von allem Anderen.

Sie bindet nur im fugenlosen Ganzen

Verschiedenheit in lückenlose Einheit.

Nimm das, was innerhalb von deiner Haut liegt,

nicht wichtiger als das, was draußen liegt!

Lieb’ es nicht mehr - und lieb es auch nicht weniger!

So wie du deine Hand genauso liebst wie deinen Fuß,

so liebt das Ganze beides gleichermaßen,

weil beides gleichwertig zu ihm gehört.

Du willst doch nicht, dass deine Hand selbst deinen Fuß verletzt.

Genauso wenig will das nachbarlose Ganze,

dass du das scheinbar Andere behinderst,

bekämpfst, beschädigst und zerstörst.


 

Geh’, wenn du gehst, nicht gegen einen Anderen vor,

der ja in Wirklichkeit kein Anderer ist!

Gehe mit ihm, im Einklang mit dem Ganzen,

zu dem ihr beide unteilbar verbunden seid!

Wenn du für dich alleine gehst,

ohne den Anderen oder gegen ihn,

dann gehst nur du, getrennt von allem Anderen.

Wenn du im Einklang mit dem Ganzen gehst,

gehst nicht mehr du, dann geht das Ganze,

bewegt das Ganze sich in dir,

bewegt das Ganze sich mit dir,

dann geht das Ganze in sich selbst.

 

Publiziert am: Sonntag, 14. Februar 2016 (1216 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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