Christus und die Kreuzritter

     
                                                                   

Christus hätte nie ein Schwert ergriffen –

(er griff nur einmal zu einer Peitsche, mit der er die Geldwechsler und Händler aus dem Tempel vertrieb).

Er hätte nie das Schwert gezogen

gegen Menschen, nur weil sie etwas anderes glauben.                                                                     

Er hätte nie seinen Glauben mit dem Schwert verbreitet.

Er wäre auch nicht gemeinsam mit den Kreuzrittern, die an ihn glaubten,

gegen die Stadt gezogen, die ihn gekreuzigt hat.
 

 

Er hätte sich den Kreuzrittern in den Weg gestellt und gesagt:

„Senkt eure Schwerter!

Habt ihr denn vergessen, dass ich euch gesagt habe:

,Wer das Schwert erhebt, wird durch das Schwert umkommen?`

Kehrt um! Ich gebe euch diesen Weg nicht frei.

Wenn ihr auf ihm weitergehen wollt, müsst ihr mich erst kreuzigen – zum zweiten Mal.

Ihr kreuzigt mich, indem ihr diesen Weg geht.

Dass ihr ihn geht, ist noch mal meine Kreuzigung.

Wer glaubt, dass er sein Schwert erhebt, weil er an mich glaubt,

glaubt nicht an mich, er glaubt an einen Götzen.

Wer für mich gegen andere kämpft, kämpft nicht für mich,

kämpft gegen mich.

Wer für mich tötet, tötet mich.


 

Kämpft für mich nicht mit Schwertern, kämpft mit Worten,

und auch mit Worten kämpft für Menschen, kämpft nicht gegen sie!

Kämpft mit Worten, Worten des Friedens und der Liebe!







... Der für die Menschheit starb

 


Soll niemals denn der stille Stern

des Friedens wieder leuchten,

wo alle Menschen doch so gern

das Dunstgewölk verscheuchten?

Soll immer denn der blutige Strom

das Glück der Welt verheeren?

Steht nirgendwo ein Gottesdom,

der Todesflut zu wehren?


 

 

Starb nicht dereinst am Kreuz ein Mann,

die Menschheit vom Bösen,

von Neid und Haß und Teufelsbann

für immer zu erlösen?

– O Jesus, hör! Die Menschheit weint

und fleht um deinen Segen.

Barhäuptig neigen Freund und Feind

sich dir auf allen Wegen.


 

 

Tönt Antwort von dem Kruzifix?

Mir scheint, das Bild hat Leben.

Die Augen seh ich zornigen Blicks

sich übers Land erheben .

.. "Schweigt! Eure Demut ist zu klug!

Ich helfe nicht zum Siege.

Was schert’ s mich, wer mit Lug und Trug

gewinn’ und unterliege?

Der für die Menschheit starb, bereut’s!

Spart euch Gebet und Klage!

Schlagt ihr doch euern Gott ans Kreuz

mit jedem neuen Tage!"

(Erich Mühsam)




 

Publiziert am: Montag, 23. März 2020 (796 mal gelesen)
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