Nicht für, nicht gegen



 

Ich bin niemand, der Späße macht,

bin auch kein Spaßverderber.

Ich habe einfach Spaß.


 

Ich mach' nichts für und mach' nichts gegen etwas:

Ich mache gar nichts, weder für noch gegen.

Ich bin nur einfach da für das, was da ist,

und lass' geschehen, was geschehen will,

getan durch mich und ohne mich getan.


 

Ich geh nicht hin zu dem, was ich mir wünsche,

zu dem, was ich erhoffe und ersehn' .

Ich geh nicht weg von dem, was ich nicht wünsche,

von dem weg, was ich hasse und befürchte.

Weil ich nichts hoffe, weil ich auch nichts hasse,

bin ich nur einfach da, wo ich gerade bin,

bin frei von allem, frei zu allem,

bin.

 

 

 



 

 

Kommentar:


In die Zeilen der mittleren Strophe ist die Bhagavad Gita eingeflossen, das großartige Lehrgedicht, in dem Krishna seinem Freund und Schüler Arjuna in einmaliger Weisheitsdichte das Wissen vom „rechten Handeln“ verkündet, das gleichzeitig Nicht-Handeln ist, vom selbst-losen, ego-freien Handeln für das Wohl des Universums.

„...der große Krishna lehrt (ihn), dass der Mensch erst weise wird, sich erst verbindet mit dem Göttlich-Unvergänglichen, wenn er seine Taten verrichtet, weil die Taten im äußeren Verlauf der Natur- und Menschheitsentwicklung sich als notwendig ergeben, dass aber der Weise sich loslösen muss von diesen Taten. Er tut die Taten, doch etwas ist in ihm, was zugleich wie ein Zuschauer ist gegenüber diesen Taten, was keinen Anteil nimmt an ihnen, was da sagt: Ich tue das Werk, aber ich könnte ebenso gut sagen, ich lasse es geschehen.“

(Rudolf Steiner, Die Bhagavad Gita und die Paulusbriefe)




Das Ego will be-kommen.

Das Ego will weiter-kommen.

Das Ich ist immer schon ange-kommen.

Das Ich will die Welt weiter-bringen.

 



Zu der dritten Strophe angeregt hat mich der Spruch, den Nikos Kazantzakis auf sein Grab gesetzt hat:

Ich hoffe nichts.

Ich fürchte nichts.

Ich bin frei.




 


 

Und:


Es gibt einen Schritt, der über diese gleich-gültige All-parteilichkeit, die alles als gleich gültig, gleich-wertig ansieht, hinausführt.
Er schließt auch die Parteilichkeit mit ein in die All-Parteilichkeit.
Er dehnt die All-Parteilichkeit sogar auf die Parteilichkeit aus:




 

Ich habe keine Vorlieben.

Ich bin weder für noch gegen etwas.

Das ist der vollkommene Weg.

Und ich habe Vorlieben.

(z. B. dafür, mich auf eine Palme zu retten, anstatt von einem wilden Elefanten zertrampelt zu werden)

Ich habe keine Vorlieben und Vorlieben.

Ich bin weder für noch gegen Vorlieben.

 

Das ist der unvollkommen vollkommene,

vollkommen unvollkommene Weg.

(frei nach Genpo Merzel Roshi, Big mind )



 

Publiziert am: Donnerstag, 19. März 2020 (919 mal gelesen)
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