Zu viel - zu wenig


 

In Neugier ist etwas zu viel.

In Neugier ist auch Gier.


 

In Sehnsucht ist etwas zu viel.

In Sehnsucht ist auch Sucht.


 

In Neugier und in Sehnsucht,

dien' ich nicht Gott allein.

Ich dien’ auch einem Götzen.


 

Im einen Ganzen ist jedoch etwas zu wenig -

ohne die Neugier mit der Gier,

ohne die Sehnsucht mit der Sucht.

Der eine Gott, er ist nicht ganz

ohne die vielen Götzen.


 

Zuerst muss ich mich lösen von dem Zwang,

zu dienen Götzen, die ich mir gewählt.


 

Wenn ich dann frei von falschen Göttern bin,

wenn ich zum wahren Gott gefunden hab’,

dann kann ich unbe-fangen, unge-zwungen spielen,

gelassen, heiter, un-schuldig und unbe-schwert,

auch mit der großen Schar der Götzen,

weil sie nicht länger meine Götzen,

sondern sie Gottes Götzen sind.


 

Dann kann ich Neugier sein, die ohne Gier ist,

und Leidenschaft, die nicht mehr Leiden schafft.


 

Dann hab’ ich das Zu-viel erlöst,

und bin jetzt dennoch kein Zu-wenig,

sondern das volle mängelfreie,

gleich-zeitig mangellose Sein.





 

Kommentar:

 

Diese Zeilen führen zuerst vom Land der Zwei in das Land der Eins,

dann über das Land der Eins hinaus ins Land der Drei:

 

Vom Kampf zwischen Götzendienst und Gottesdienst -

über das Finden Gottes durch Loslassen der Götzen -

zur Einheit, die Gott und Götzen umfasst,

in der auch die Götzen ihren (sinnvollen) Platz in Gott haben.


 

Publiziert am: Donnerstag, 19. März 2020 (931 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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