Sindbads Heimkehr


 

Es ist vorbei, ich bin zurück,

vom Weg, der ohne Ausweg war.

Dass ich zurück bin, ist mein Glück.

Er war von Anfang an nicht gehbar.

Doch das ist mir erst heute klar.

 

Ich könnte ja den Tag verfluchen,

an dem ich mich entschloss, zu geh‘ n.

Doch würde das ja nichts mehr ändern.

Das, was gescheh‘ n ist, ist gescheh‘ n.

 

Doch was gescheh‘ n ist, ist vergangen.

Es wirkt nicht bis zu diesem Tag.

Ich bin nicht mehr darin gefangen,

bin frei für das, was kommen mag.

 

Das, was ich nahm, das, was ich gab,

ist längst des Todes reife Beute,

ruht friedlich still in seinem Grab.

Nur Weniges lebt fort bis heute.

 

Von allen Schritten, die ich machte,

bleibt hier im Boden keine Spur.

Die Lieder, die ich schrill krakeelt hab’,

hört keiner hier, ob Moll, ob Dur.

 

Die Wand, die ich so grell beschmierte,

aus Übermut wie einst als Kind,

ist übertüncht mit weißer Farbe,

wieder gebleicht von Licht und Wind.

 

 

Die Vase, die ich hektisch umstieß,

die Schätze, die ich ungeborgen,

die Äpfel, die ich faulen ließ,

(zu faul, um sie vom Baum zu pflücken)

sind weder heute da noch morgen.

 

Das Geld, vergeudet und verschwendet,

im Rausch verspielt bei Wein und Bier,

ist nicht mehr wirklich, nicht mehr wichtig

in meinem Da-Sein jetzt und hier.

 

 

 

Ich bin zurück von langer Irrfahrt,

geh nicht mehr fort, bleib nun zu Haus.

Das Unbekannte lockt mich nicht mehr,

sieht nicht mehr vielverheißend aus.

 

Der Reiz des Neuen ist verflogen.

Ich suche keine andere Braut.

Was er verspricht, ist doch gelogen.

Ich trau’ jetzt dem, was mir vertraut.



PS.

Zeit ist Entstehen, ist Bestehen, ist Vergehen.

Das, was vergänglich ist, ist nun vergangen.

Vergänglichkeit vergeht jetzt in Beständigkeit.







Kommentar:

 

"Wenn über eine dumme Sache

endlich Gras gewachsen ist,

kommt doch noch ein Kamel gelaufen,

das alles wieder runterfrisst."

 

Vielleicht. Doch muss dieses Kamel ich selber sein?





 

Um in der Gegenwart zu leben,

muss ich zuerst einmal Vergangenes los lassen, das mich unnötig belastet.

Erst frei von Vergangenheit bin ich frei für die Gegenwart.
 

Und es ist mehr unnötig, als wir glauben.

Nur das, was wirklich ist, ist wichtig.

Von der Vergangenheit ist nur das heute noch wichtig, was immer noch wirklich ist.

Und immer noch wirklich ist nur das, was immer noch wirkt, bis in die Gegenwart hinein.

Was einmal wirklich war, doch nicht mehr ist, das ist auch nicht mehr wichtig.

Halte es nicht fest!

Es ist Ballast, schwere Steine in deinem Rucksack, die für nichts nützlich sind, die du nicht brauchst.

Schleppe sie nicht weiter mit!
 

Nur Schulden, die noch beglichen werden müssen, belasten.

Schulden, die schon längst getilgt sind, nicht.

Und die meisten Schuldscheine sind längst verfallen.

 

Viele Straftaten sind längst verjährt.

Viele sind nie angezeigt worden.

Und die meisten sind nicht einmal bemerkt worden.






 

Doch vielleicht sagt sich Sindbad ja schon nach ein paar Jahren wieder Folgendes:

Publiziert am: Donnerstag, 05. März 2020 (802 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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