Gesagt, getan, gescheh'n


 

Noch ein Trinkspruch, noch ein Glas,

dann geh’n die Lichter aus.

Tief im Inner’n fühl’n wir beide:

Der Herbst zieht kühl ins Haus.

Wenn die Sonne nicht mehr da ist,

nur dunkle Wolken noch zu seh’n,

weder du noch ich sind schuld dann;

gesagt ist alles und gescheh’n.


 

Viele Pfade sind begangen,

Straucheln, Stolpern, Torkeln, Fallen,

doch wieder Aufsteh’n, Weiter-Geh’n;

oft in Sackgassen gefangen,

verirrt, verlaufen, Weg verloren

und das Ziel nicht mehr versteh’n;

oft auch einsam, fern von allen,

um in Neuland zu gelangen,

noch mit Füßen nicht betreten,

noch von Händen unberührt.


 

Wie seltsam ist es, wenn ich sehe,

wie du nach blindem Tritt daneben

gelähmt am Boden liegen bleibst,

verstört und anscheinend betäubt.

Erleichtert kann ich wieder lächeln,

wenn du erneut die Glieder regst,

wenn du mit Kraft den Schreck abschüttelst,

sofort entschlossen dich erhebst,

wenn du erstaunt die Augen reibst,

und wieder klar siehst, wo es lang geht,

und ohne Zögern, was jetzt ansteht,

mit mutig ruhiger Hand ergreifst.

 

Wenn ich weit das Ganze schaue,

nicht Stückwerk mit beschränkter Sicht,

nicht allein die Schatten wählend,

offen für alles, auch das Licht;

wenn ich auf das Ganze lenke

einen unverzerrten Blick,

nicht einseitig den Mangel sehe,

blind für die Fülle, für das Glück,

seh ich freudig auf mein Leben,

sehe ich mit Dank zurück.


 

Dank all der Küsse, die du gabst mir,

dank allem, was ich gab zurück,

dank all der Wunder, die wir fanden,

dank jedem liebevollen Blick,

dank all der Menschen, die wir trafen,

dank jedem schmackhaften Gericht,

dank jedem Trunke, der uns labte,

dank jedem lächelnden Gesicht,

dank aller glaubensvollen Worte,

dank aller Stunden, sich zu freu’n:

Wenn alles gesagt ist und getan ist,

gibt es nichts mehr zu bereu’n.

 

Mit klarem Kopf und off’nem Blick,

kein Wahnsinn, der betrügend lockt,

kein Trugbild, das verführt, betört,

kein Reinfall mehr auf billigen Trick;

nichts übrig, was verpasst, versäumt,

man doch noch zu erreichen sucht;

kein Traum, dem man vergeblich nachrennt,

damit man ihn doch auf dem Konto bucht;

auch keine Stunde, der wir trauernd nachseh’n,

weil wir uns sträuben, dass sie ist vorbei;

bejahend einfach das, was da ist,

von Schuldwahn, Zwang und Täuschung frei;


 

Gelassen stehend an der Kreuzung,

nicht mehr wünschend, schnell zu geh’n,

keine Eile, die noch da ist,

getan ist alles und gescheh’n.





 

Dieses Gedicht hat sich durch mich erfunden, als ich versuchte,

einen Songtext von Abba (When all is said and done) zu übersetzen.

Bei einigen Zeilen musste ich eine etwas freiere Übersetzung wählen;

daraus ergab sich dann, fast von selbst, dass ich ein paar eigene Zeilen gefunden und eingefügt habe.




 

 

 

 


 

 

Publiziert am: Donnerstag, 05. März 2020 (837 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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