Eingesperrt und ausgesperrt


 

Eingesperrt im Lager,

wo sie nicht leben wollten,

brachen sie aus.

 

Und ausgesperrt vom Land,

in dem sie leben wollten,

brachen sie ein.

 

Die, die die Herren waren in dem Land,

wollten sich schützen gegen sie,

sperrten sie ein, sperrten sie aus

durch Mauern und durch Zäune.

 

Jetzt sind sie Herren über dieses Land.

Auch sie bauen dort Mauern, hohe Zäune.

Mit ihnen sperren sie sich ein.

Mit ihnen sperren sie andere aus.

Sie wollen sich schützen gegen sie.

 

 




 

Kommentar:

 

Einige Menschen sahen als Kind -

eingesperrt und ausgesperrt -

den Lagerzaun auf Zypern

(vieleicht auch den von Ausschwitz).

 

Als Greise bauten sie -

sich einsperrend, andere aussperrend -

die Mauer vor Jerusalem.


 

Der Film „Exodus“ spielt im Jahr 1947:
Mehrere Tausend Juden, die gerade ein Konzentrations-Lager überlebt haben, sind als Heimatlose wieder in einem Lager eingesperrt. Sie hatten versucht, illegal in das britische Mandat Palästina einzureisen, sind aber von den Briten abgefangen, nach Zypern gebracht und dort interniert worden. Dort werden sie jetzt festgehalten. Die Briten wollen sie nicht nach Palästina lassen, weil sie Konflikte zwischen den einwandernden Flüchtlingen und der alteingesessenen arabischen Bevölkerung befürchten. Erst durch ein kühnes Tauschungsmanöver des Geheimdienstes, die Drohung, sich mit ihrem Schiff in die Luft zu sprengen, und einen Hungerstreik können die Juden erreichen, dass die Mandatsherren sie nicht länger daran hindern, das Land zu betreten und in Besitz zu nehmen, in dem sie sich eine neue Zukunft schaffen wollen

 

Ich war in Jerusalem im Jahr 2010:

Von der alten Mauer, die die Altstadt umgibt, konnte man die neue Mauer sehen, die Israel gebaut hat als Grenzwall gegen die Palästinenser.

Sie macht Jerusalem nicht schöner. Sie ist so hässlich, wie es die Mauer in Berlin war. Sie ist lästig, steht im Weg, hält den Verkehr auf, wenn man von Jericho kommt oder nach Jericho will. Sie trennt Menschen, die auf der einen Seite wohnen, von Verwandten, die auf der anderen Seite wohnen.

Und seit es sie gibt, gibt es - angeblich - kaum noch Selbstmordattentate.

 

 

 

Publiziert am: Dienstag, 03. März 2020 (765 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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