„Strebet ohne Unterlass!“

Das sind des Buddha letzte Worte,

des voll Befreiten, voll Erwachten.
 

 

Und damit will er uns gewiss nicht sagen:

„Strebt immer nach mehr Macht, mehr Ruhm, mehr Geld;

nach immer noch mehr, weil es nie genug ist!“
 

 

Vielleicht meint er statt dessen ja mit diesen Worten:

„Strebt immer danach, niemals mehr zu streben

nach etwas Anderem als nach dem, was ist!"
 

 

Doch sicher meint er damit: „Sei nie träge!

Sei friedvoll ruhend reiche, reife Seele!

Doch schlaf dabei nicht ein, bleib' auch ein wacher Geist,

der - weit und offen - in sich selber tätig! ruht!

Sei immer Geist, der sich auf etwas richtet,

lass ihn nie abgeschaltet nicht mehr wirkend sein!

Was nicht mehr wirkt, das ist auch nicht mehr wirklich.“
 

 

„Des Menschen Geist will allzu leicht erschlaffen.

Er sehnt sich schnell die unbedingte Ruh’“,

sagt warnend Gottes Geist in Goethes "Faust".

Lass deinen Geist entspannt, doch nicht erschlafft sein!

Halt' ihn hellwach, lass’ ihn nicht träumend dösen!

Und dehn' ihn aus, erweiter’ seine Grenzen!

Lass’ ihn für alles offen und bereit zu allem sein!
 

 

 

Sei immer Geist, der deine Seele lenkt und leitet,

und auch ihr folgt, wenn sie selbst führen will,

damit sie nicht im Niemandsland herumirrt

so wie ein Hund, der - von der Leine losgelassen -

im dichten Wald als Wilderer herumstreunt,

sein Herr gar nicht mehr sieht, wo er denn ist!

Ruf' ihn zurück, auch laufe mit ihm,

doch lass ihn nicht alleine laufen irgendwo!

Wenn du was tust, lass’ deinen Geist dabei sein,

damit du, was du tust, auch immer weißt!
 

 

 

Und streb’ danach, jetzt rückhaltlos zu streben,

nicht mit begrenztem Einsatz, abgebremster Kraft!

Lass’ keinen Augenblick nur halb gewollt verstreichen,

nur lau geliebt, halbherzig lasch gelebt!

Sei immer Wille, der sich selber will,

sei Wille, der das ganz will, was er will,

sei Wille, der auch voll will, dass er will!




Kommentar: Seele und Geist


Sei keine geistlose Seele!

Sei auch kein seelenloser Geist!

Sei Geist mit Seele

und Seele mit Geist!

Doch sei mehr Geist als Seele!

 

In der Zeit lebt die Seele,

Im Raum lebt der Geist.

Leb mehr im Raum als in der Zeit!

 

Denn:

Die Fragen der Seele, die löst der Geist.

Die Fragen der Zeit, die löst der Raum.