Alle Wege führen (wieder) nach Rom


 

Verfallen zu Ruinen sind die Tempel

des Forums und des Palatins Paläste.

Der Kapitol ist heute ein Museum,

bewundert für den Reichtum seiner Schätze.

Von der Tribüne, wo einst Cato sprach,

gibt es jetzt nur noch kümmerliche Reste.
 

 

Was in dir wo geschah, bleibt jedoch unvergessen.

Man weiß, wo Cäsar starb, erdolcht von vielen Händen.

Genau am Tatort kann man jetzt gut essen.

Und wie er starb, das steht in manchen Bänden.

 

 

Kein Feind von außen konnte dich besiegen.

Das tatst du selbst in vielen inneren Kriegen,

aus Überheblichkeit und Eigensinn geboren.

Am engen Denken einer Kleinstadt hast du festgehalten,

dich sträubend gegen Wandel deinen Thron verloren.

Erst durch dich selbst geschwächt konnten auch hohe Mauern

dich gegen Goten und Wandalen nicht mehr schützen.

Dem, der sich selber schädigt, folgend seinen Zwängen,

dem können auch die besten Waffen nicht mehr nützen.
 


Germanenherrscher konntest du nicht hindern,

dich zu erobern mit Gewalt und zu berauben.

Was du oft selbst getan, geschah jetzt deinen Kindern.

Jetzt rächte sich die Saat, die du so lang gesät

durch Unterjochen, Sklaverei und Völkermord.

Die Strafe ließ dir Zeit, traf dich erst spät.

Das Rad des Schicksals wartete geduldig,

bis du dir selbst genommen deine Kraft und Macht.

Jetzt tagte der Gerichtshof, sprach dich schuldig.

Sein Urteil im Vergleich zur Tat war mild und sacht.
 

 

Durchaus gerecht wär' es gewesen, für das Leid

rechtloser Menschenmassen und das Meer von Blut,

das du erbarmungslos vergossen hast mit Rohheit,

vernichtet wie Karthago zu verschwinden,

damit maßlose Gier begrenzt wird durch Vergänglichkeit.

Die Rächer jedoch ließen dich am Leben.

Du zahltest nur mit wenig Hab und Gut.

Sie raubten dir nur einen kleinen Teil der Beute,

die du einst selbst geraubt aus blindem Übermut.

 

 

Germanenheere wollten dich zwar plündern.

Sie wollten dich jedoch nicht ganz zerstören.

Geblendet von vergangenem Ruhm und Glanz

konntest du sie verzaubern und betören.

Sie ließen dich mit Großmut weiterleben.

Vielleicht war das nicht gnädig, war sogar gerecht.

Du hast nicht nur genommen, hast auch viel gegeben.

Das bürgerliche Recht ist dein Vermächtnis.

Und an der Mosel wachsen nur durch dich die Reben.

Was sich in dir bewährt hat, wollten sie bewahren

es sich zu eigen machen, für sich selber nutzen,

so dass es weiterwirkt auch noch nach vielen Jahren.

 

 

Von Norden zog so mancher deutsche König

zu dir, getrieben vom Verlangen,

der König unter Königen zu werden,

endlich die Kaiserkrone zu empfangen

vom Papst, dem Bischof Roms, dem Erben der Cäsaren.

Und Boten anderer Herrscher eilten her, damit er wisse,

dass eine Heidenflut bedroht das Christenland.

Sie wandten sich um Hilfe an den höchsten Priester,

damit ein Heer zur Rettung ward gesandt.

Und andere baten ihn, als Oberherr zu richten,

damit nicht Christen Christenblut vergießen,

lieber als Schiedsmann ihren Streit zu schlichten.
 

 

Dein Untergang war nur ein Übergang

zu anderer Größe, anderer Weltenmacht.

Aus Trümmern ist erstanden neue Pracht.

Die Macht des Schwertes, deiner Legionen,

die hast du selbst verspielt, hast du zu Recht verloren.

Sie ist verwandelt in die Glaubensmacht,

mit der dein Bischof herrscht nun über Weltregionen.

Du wurdest oft gezwungen, dich zu wandeln.

Dich selbst zu wandeln, warst du nicht bereit.

Du wolltest starr und stur fest halten am Alten,

das nicht mehr passte in die neue Zeit.

Was einmal galt, sollte für immer walten.

Du bist ein Sinnbild der Beständigkeit.

 


Du bist bewundert und verhasst seit Kindertagen,

gefürchtet und verehrt seit Tausenden von Jahren.

Doch nie warst du bedeutungslos, hattest du nichts zu sagen.

Du alte Stadt, die man die ewige nennt:

Du bist vielfach zu tadeln, bist vielfach zu loben.

Vielleicht bist du ja wirklich aus der Zeit gehoben.

Dein Licht ist warm, kaltblütig ist dein Schatten.

Es gab in dir viel kühnen Mut der Löwen,

gab auch viel Hinterlist der Schlangen und der Ratten.

Teils schwarz, teils weiß, nie grau sind deine Gaben.

Nur kräftige Farben kennst du, keine matten.

Sogar im Laster und Verbrechen bist du noch erhaben.
 

 

Du hattest, Roma, immer zwei Gesichter;

vielleicht, weil du - gelesen rückwärts, Amor bist.

Du brachtest Trauerflor, jedoch auch frohe Lichter,

das ganze Leben, wie es nun mal ist.

Gewalt und Liebe, das sind deine Seiten,

die du gezeigt in allen deinen Zeiten.

Du bist die Stadt, die nie gestorben ist,

in der man nie, was einmal war, vergisst.

Du alte Stadt, zur Ewigkeit geboren:

Von beiden Kräften bist du auserkoren.

Pfleg' doch die eine in der anderen Kraft!

Sei doch die Liebe, die mit sanfter Macht,

sei starke Macht, die liebevoll erschafft!

 





Einige Bilder



 

Publiziert am: Montag, 02. März 2020 (928 mal gelesen)
Copyright © by Rudolfo Kithera

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