Ausdehen und Auffüllen

Wenn du, lieber Leser, mit der Anthroposophie Rudolf Steiners oder einer anderen Weltanschauung, Wirklichkeitskonstruktion vertraut bist, in der das Konzept der Reinkarnation eine bedeutende Rolle spielt, möchte ich dir auch folgende Bedeutung, Deutung des Kreiskreuzes/Kreuzkreises nicht vorenthalten:

Jeder Mensch, ob Mann oder Frau, ist ein Kreuzkreis/Kreiskreuz, in dem sich ordnendes Denken und lebendige Bewegung, die diese Klarheit ausfüllt, lebbar und lebenswert macht, zusammenfügen. Der Kreuzkreis/das Kreiskreuz bildet nun den Entwicklungsstand eines Menschen während einer bestimmten Inkarnation ab. Die Balken des Kreuzes ragen nach außen etwas über den Kreis hinaus. Während dieser Inkarnation strecken sich die Kreuzbalken, wagen sich in bisher unbekannte Räume, erobern neue Welten; manchmal Welten, in denen man nicht mehr leben kann, die so hoch sind, dass die Luft zum atmen zu dünn ist. Dieses neu eroberte Land besteht nur aus vorgeschobenen Vorposten - nur ärmlich, kärglich ausgestattet - , ist nur dünn besiedelt, noch weitgehend leer. In der nächsten Inkarnation folgt der Kreis dem Kreuz nach, dehnt sich aus bis zu dem Umfang, den die dünnen Kreuzbalken schon erreicht haben. Das eroberte Land wird besiedelt, Städte mit quirligem, buntem Leben gegründet, die Leere mit reicher Lebendigkeit gefüllt. Das Leben eines Menschen ist ein sich insgesamt ausdehnendes Hin und Her von Erobern während einer Inkarnation und Befrieden in der darauf folgenden.



PS:

In der bisherigen Menschheitsentwicklung ist es überwiegend so gewesen, dass das Grenzen erweiternde Ausdehnen in einer männlichen Verkörperung stattfand, das Mit-Leben-Erfüllen in der darauf folgenden weiblichen. Jesus von Nazareth, Buddha, Sokrates und Konfuzius ( nach Karl Jaspers die „maßgebenden Menschen“), Nikolaus Kopernikus und Christoph Kolumbus, Charles Darwin und Albert Einstein waren alles Männer - vielleicht einfach aus naheliegenden gesellschaftlichen Gründen. Was wäre wohl aus ihren kleinen Kindern geworden, wenn Frau Kolumbus jahrelang von einem Königshof Europas zum nächsten gereist wäre, um ein paar Schiffe für ihr „verrücktes“ Abenteuer aufzutreiben? Oder aus ihren pflegebedürftigen Eltern? Ihr Mann hätte sich ja nicht um sie gekümmert, auch gar nicht kümmern können, als Söldner im Dienst des Kaisers, mal hier im Krieg, mal da, oder als höriger Bauer, der den ganzen Tag auf den Feldern des Grundherrn schuften musste.

Ob es so bleiben muss, bleiben wird, ist eine berechtigte Frage. Vieles spricht dafür, dass sich in der Gegenwart die Bedeutung männlicher und weiblicher Inkarnationen ändert. Einzelne Pionierinnen hat es ja schon immer gegeben, z. B. Paula Modersohn-Becker, die ja viel kühner den Weg zur modernen Malerei beschritten hat als ihr Mann Otto Modersohn. Und die Zahl dieser Frauen, die kühn unbekanntes Land betreten, steigt gegenwärtig sehr an.

Publiziert am: Sonntag, 05. Januar 2020 (904 mal gelesen)
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